Zum zweiten Mal hat die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft 2015 einen bundesweiten Wettbewerb für Schulträger ausgeschrieben: »Inklusive Schulen planen und bauen«. Die fünf Preisträger haben die Begleitung eines Schul(um)bauprojektes in der Phase Null gewonnen. Ziel war es, auf Basis des auf Inklusion ausgerichteten Schulentwicklungskonzeptes ein tragfähiges inhaltliches und räumliches Konzept zu entwickeln, das die Effizienz, Bedarfsgerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit des Bauvorhabens sicherstellt.
Alle fünf Projekte sind abgeschlossen – jetzt sind die Dokumentationen der Prozesse online. Sie dienen als Grundlage für die weitere Planung der Schul(um)bauprojekte der jeweiligen Schulträger. Neben den Ergebnissen zeigen sie, wie unterschiedlich die Prozesse strukturiert waren und abgelaufen sind.
Die fünf Pilotprojekte
Carlo-Mierendorff-Schule in Griesheim – Um- oder Neubau
Die Carlo-Mierendorff-Schule ist eine drei- bis vierzügige Grundschule mit Vorklassen und damit die einzige der drei Grundschulen in Griesheim mit diesem Angebot. Es werden etwa 280 Schüler/-innen in 13 Klassen unterrichtet. Aktuell gibt es drei Inklusionsklassen und eine Intensivklasse für Seiteneinsteiger. Vier Schulbegleiter/-innen, Förderlehrkräfte und eine Sozialpädagogin unterstützen die Schule bei der Umsetzung des „Gemeinsamen Unterrichts“.
Ziel ist es, eine inklusive Schule zu werden. Damit haben sich Schwerpunktthemen wie der Ausbau zum Ganztag, die Schule als Arbeitsstätte für multiprofessionelle Teams und die Schule als Lebensraum und Teil einer Bildungslandschaft in Kooperation mit Kita, Hort, betreuender Grundschule, Schule am Kiefernwäldchen (Förderschwerpunkt Sprache) und Albert-Schweitzer-Schule (Förderschwerpunkt Lernen) herausgebildet.
Schulbauberatung: Raphaella Burhenne de Cayres / Andrea Rokuß
Weitere Blogbeiträge aus dem Projekt in Griesheim:
Pilotprojekte ISPB: Auftakt der Phase Null in Griesheim
Pilotprojekte ISPB: Inklusiver Dialog – Carlo-Mierendorff-Schule
Staatliche Gemeinschaftsschule in Weimar – Um- oder Neubau
Die heute dreizügige Gemeinschaftsschule in Weimar ist eine noch im Aufbau befindliche Primar- und Sekundarstufenschule. Bislang werden 720 Schüler/innen bis zur 10. Klasse unterrichtet. Die Oberstufe ist in Vorbereitung. Im Schuljahr 2018/2019 ist die Schule vollständig mit ca. 830 Schüler/innen bis zur 12. Klasse aufgebaut. Organisatorisch ist die die Schule in drei Zweige mit je 1.-12. Klasse gegliedert, die einen Verbund der Altersklassen zum Ziel hat. Das pädagogische Jenaplanprofil, die jahrgangsübergreifenden Stammgruppen, der Projektunterricht, der Ersatz der Schulnoten durch individuelle Bewertungen sowie eine aktive Schulgemeinschaft sind Basis des gemeinsamen Lernens an der Gemeinschaftsschule. Rund 20 Prozent der Schüler/innen verfügen über pädagogische Förderpläne und sonderpädagogische Gutachten.
Die Zweige 1 und 2 sind im Zentrum von Weimar in denkmalgeschützten sanierten Schulgebäuden aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Ziel ist es, für den Zweig 3 am Standort in Oberweimar räumliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die den unterschiedlichen Förderbedarfen und individuellen Lernvoraussetzungen in angemessener Weise gerecht werden sowie Raum für die neue Oberstufe schaffen.
Schulbauberatung: Walter Heilmann / Florence Verspay
Weitere Blogbeiträge aus dem Projekt in Weimar:
Pilotprojekte ISPB: Auftakt der Phase Null in Weimar
Pilotprojekte ISPB: Abschluß der Gemeinschaftsschule Weimar
IGS Süd in Frankfurt a. M. – Umbau
Die IGS (Integrierte Gesamtschule) Süd wurde 2015 neu gegründet und begann mit dem Schuljahr 2016/2017 mit vier 5. Klassen mit 108 Schüler/innen den Schulbetrieb in den Räumen der Textorschule. Die Schule wird zukünftig jahrgangsübergreifend im Ganztag arbeiten. Ziel ist eine zweigeteilte Altersmischung: Schüler/innen der Klassenstufen 5, 6, 7 und 8, 9, 10 lernen und arbeiten gemeinsam. An der IGS werden alle Abschlüsse vergeben: der Berufsorientierte Abschluss (früher Abschluss der Förderschule), der Hauptschulabschluss, der Realschulabschluss und die Versetzung in die Eingangsstufe eines Gymnasiums. Die IGS wird zukünftig auch in den Gebäuden der Schwanthaler- und der Holbeinschule unterkommen, die dort ansässige Haupt- und Realschule laufen jahrgangsweise aus.
Aus den drei Bestandsgebäuden (Baujahr jeweils 1909) soll ein moderner Schulbau entstehen, der das pädagogische Konzept der IGS-Süd mit Lernbüro, Projekt- und Werkstattarbeit unterstützt und sich gleichzeitig räumlich zum Stadtteil öffnet. Geplant sind eine Gesamtsanierung und ein Umbau der drei Gebäude für die zukünftig 600 Schüler/innen.
Schulbauberatung: Egon Tegge / Kirstin Bartels
Weitere Blogbeiträge aus dem Projekt in Frankfurt:
Pilotprojekte ISPB: Auftakt der Phase Null in Frankfurt
Pilotprojekte ISPB: Übergabe des Abschlussberichts der IGS Süd
Oberstufe der Gesamtschule Rosenhöhe in Bielefeld – Neubau
Die Städtische Gesamtschule Rosenhöhe ist eine Ganztagsschule mit einer vierzügigen Sekundarstufe I und einer dreizügigen Sekundarstufe II. Im Schuljahr 2016/2017 besuchten insgesamt 888 Schüler/innen die Schule, wovon 240 Schüler/innen zur Sekundarstufe II gehörten. Seit dem Schuljahr 2013/2014 ist die Gesamtschule Rosenhöhe eine inklusive Schule, was in den vergangenen Jahren mehrere Umbaumaßnahmen im Bestand erforderte. Die jeweils vier Klassen in den Jahrgängen 5 bis 10 sind organisatorisch und räumlich zu einem Jahrgangsteam zusammengefasst. Die Stufen 5 und 6 werden in vergrößerten Klassen unterrichtet, die Jahrgänge ab Klasse 7 in Jahrgangsclustern.
Bereits im Jahr 2014 wurde die Sekundarstufe II aus Platzgründen an einem anderen, 1,2 km entfernten Standort untergebracht. Für die Sekundarstufe II soll zukünftig ein eigener Baukörper auf den Flächen der zum Abriss vorgesehenen Sporthalle und den ehemaligen Hausmeisterwohnungen, in denen derzeit Unterricht für Internationale Vorklassen (IVK) stattfindet, entstehen. Im Hauptgebäude (Sekundarstufe I) an der Rosenhöhe erfolgt nach und nach der Umbau von klassischen Schulfluren zu Jahrgangsclustern. Die Cluster-Struktur wird für die Sekundarstufe II weiterentwickelt, indem das Verhältnis von offenen Zonen zu geschlossenen Räumen vergrößert werden soll.
Schulbauberatung: Anke Weber / Thomas Wetzel
Weitere Blogbeiträge aus dem Projekt in Bielefeld:
Pilotprojekte ISPB: Auftakt der Phase Null in Bielefeld
Pilotprojekte ISPB: Exkursion der Gesamtschule Rosenhöhe
Glückaufschule Ückendorf in Gelsenkirchen – Umbau und Erweiterung
Die Glückaufschule Ückendorf mit 256 Schüler/innen (Schuljahr 2015/2016) liegt in einem Stadterneuerungsgebiet mit erheblicher sozialer Benachteiligung. Die Schule mit ihren beiden Standorten in der Stephanstraße (Baujahr 1910) und in der Parkstraße (Baujahr 1899) wird gegenwärtig als zwei- bis dreizügige Gemeinschaftsgrundschule geführt. Sechs Klassen sind am Standort Stephanstraße untergebracht, vier Klassen befinden sich am Nebenstandort Parkstraße. Darüber hinaus werden zurzeit zwei internationale Förderklassen (IFÖ) gebildet, in denen neu zugewanderte Kinder mit wenigen bzw. gar keinen Deutschkenntnissen für den Regelunterricht vorbereitet werden. An beiden Standorten existieren einige Unterschiede in der pädagogischen Konzeption, die mit der unterschiedlichen räumlichen Situation in den Gebäuden zusammenhängen.
Geplant ist die Zusammenlegung beider Schulstandorte zu einer dreizügigen bzw. vierzügigen Grundschule mit Inklusionsbetrieb und Ganztagsbereich an der Stephanstraße, um das gemeinsame Lernen von Kindern aus unterschiedlichen sozialen Milieus und mit unterschiedlichen Erfahrungshintergründen zu fördern. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 empfahl die Schaffung eines kompakten Ensembles aus Alt- und Neubau als hofseitige Erweiterung des bestehenden Gebäudes, allerdings waren hierbei noch nicht jene Anforderungen berücksichtigt, die sich mit einer veränderten pädagogisch-räumlichen Konzeption als inklusive Grundschule ergeben haben.
Schulbauberatung: Britta Grotkamp / Päivi Kataikko-Grigoleit
Weitere Blogbeiträge aus dem Projekt in Gelsenkirchen:
Pilotprojekte ISPB: Auftakt der Phase Null in Gelsenkirchen
Pilotprojekte ISPB: Exkursion Glückaufschule-Ückendorf
Pilotprojekte 2012-2014
Der erste Wettbewerb „Pilotprojekte Schulen planen und bauen“ wurde zwischen 2012 (Start) und 2014 (Abschluss der begleiteten Prozesse) durchgeführt. Mittlerweile befinden sich alle Projekte unter Berücksichtigung der Ergebnisse in den weiteren Leistungsphasen. Eine ausführliche Dokumentation der Pilotprojekte 2012-2014 ist jetzt als Broschüre erhältlich: