25. Juli 2017; Von: Egon Tegge , Kirstin Bartels

Pilotprojekte Inklusive Schulen planen und bauen: Übergabe des Abschlussberichts der IGS Süd

Ein für Frankfurt wegweisendes Projekt inklusiver Schulplanung – die Phase Null für die neugegründete IGS Süd – endete mit einem feierlichen Abschluss im Deutschen Architekturmuseum vor geladenem Publikum.

Ende Mai lud das städtische Schulamt Frankfurt gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft ins deutsche Architekturmuseum zur feierlichen Übergabe des Abschlussberichts im Rahmen des Pilotprojekts „Inklusive Schulen planen und bauen“ für die neugegründete IGS Süd in Frankfurt Sachsenhausen. Mit dem erarbeiteten Konzept sei ein Meilenstein für die weitere Schulbauplanung in der hessischen Metropole vorgelegt worden, betonte die Frankfurter Bildungsdezernentin Sylvia Weber in ihrem Eingangsstatement und bedankte sich bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft für ihr Engagement.

Zu Beginn des Festaktes stellten Schüler/innen der fünften Klassen in einer pantomimischen und musikalischen Darbietung ihren Schulalltag vor: Morgenkreis, Fachbüros, Projekte, Werkstätten und Studierzeit in der IGS Süd setzten sie schwungvoll in Szene. So bekamen die Zuschauer eine erste Vorstellung davon, wie vielfältig die Lernformen und wie lebendig und abwechslungsreich der Schultag in der neuen IGS Süd ist. Nach einem Vortrag von Dr. Imhäuser von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft zum Thema „Auf dem Weg zu einer neuen Schularchitektur – Lernräume der Zukunft“ diskutierten hochrangige Expert/innen und Vertreter/innen der zuständigen Referate aus Frankfurter Ämtern sowie der Stadt Köln in einer Podiumsdiskussion die Frage, wie das ehrgeizige Konzept „Inklusive Schulen planen und bauen. Lern- und Lebensräume in Frankfurt am Main“[1] umzusetzen sei. Im Anschluss stellte das Schulbauberatungsteam aus Architektin Kirstin Bartels und Pädagoge Egon Tegge die Arbeitsergebnisse aus der Phase Null für die IGS Süd vor.

Die Schule von Morgen

Neue Lernformen und Unterrichtsformate bedürfen auch neuer Lernorte. An der neuen IGS Süd soll das im Rahmen der Phase Null entwickelte räumlich-pädagogische Konzept an zwei bestehenden Schulstandorten in Altbauten umgesetzt werden. Die Bestandsgebäude wurden um 1900 errichtet und befinden sich auf zwei gegenüberliegenden Straßenseiten der Textorstraße.

Kern des Konzepts ist zunächst eine unterschiedliche thematische und inhaltliche Schwerpunktsetzung bzw. Ausrichtung der beiden bestehenden Häuser: die Schaffung eines sogenannten „Lernhauses“ in dem größeren der beiden Bestandsbauten, der ehemaligen Textor- und Schwanthalerschule, in denen sechs sogenannte „Lernlandschaften“ mit den allgemeinen Lernbereichen für jeweils vier Klassen und damit etwa 100 Kinder geschaffen werden sollen. Das erarbeitete Konzept einer „Lernlandschaft“ für die Jahrgänge 5 bis 7 sieht vor, dass jede der vier zugehörigen Klassen eine sogenannte „Arena“ als Heimat hat, was gerade für die jüngeren Schüler/innen von großer Bedeutung ist. Ergänzt wird diese durch einen offenen, der Klasse zugeordneten Bereich, wo jeder der 25 Schüler/innen seinen persönlichen Arbeitsplatz hat. Ergänzt werden diese beiden Bereiche für jede Klasse durch einen kleineren Differenzierungs- bzw. Gruppenraum.

Lern- und Unterrichtsbereiche

Begleitet werden die Schüler/innen jeder Lernlandschaft durch ein multiprofessionelles Team. Den verschiedenen Fachkräften steht neben den Tutorentischen bei den Schüler/innen in jeder Lernlandschaft auch ein Teamraum mit Arbeitsplätzen zur Verfügung, wo Rückzug, konzentriertes Arbeiten und Vorbereiten sowie vertrauliche Gespräche und Telefonate möglich sind.

Das verbindende Element jeder Lernlandschaft ist die offene und zentrale Kommunikationszone: hier sind die Lernmaterialien sowie die Tutorentische für die „Fachbüros“ verortet, hier gibt es „Nischen“ mit besonderer thematischer Schwerpunktsetzung und Ausstattung zum Basteln, Kochen, Experimentieren (NaWi) oder Lesen, hier werden Projektarbeiten ausgestellt, hier trifft man sich, tauscht sich aus, lernt und arbeitet gemeinsam. Der Zugang zu dieser zentralen Zone liegt in einer Art „Schleuse“, in der die Garderobenbereiche der Schüler/innen verortet sind.

Die Lernlandschaften für die Jahrgänge 8 bis 10 unterscheiden sich vor allem dadurch, dass die sogenannte „Arena“ als Heimat abgelöst wird durch einen Seminarraum. Neben den sechs Lernlandschaften sind in dem sogenannten „Lernhaus“ vor allen Dingen die Bibliothek bzw. das Selbstlernzentrum sowie die Schulleitung und -verwaltung und die Jugendhilfe verortet.

Fachunterrichtsbereiche und gemeinsame Mitte

Auf der anderen Seite der Textorstraße soll in dem ehemaligen Gebäude der Holbeinschule das „Werk- und Stadtteilhaus“ entstehen: „Werkhaus“ deswegen, weil hier die Fachräume der Naturwissenschaften, der Künste und der Musik und eben auch die Werkstätten ihren Platz finden –

„Stadtteilhaus“, weil hier auch die Gemeinschaftsbereiche wie Aula und Mensa als die sogenannte „gemeinsame Mitte“ untergebracht sind, die dem Stadtteil und seinen Bewohner/innen als Veranstaltungs- und Versammlungsort offenstehen sollen. Besonders hervorzuheben bzgl. der Stadtteilnutzung sind zusätzliche Nutzungen und Angebote wie der „Offene Treff“, das Jugendcafé und die bewusste Verortung des „Beratungs- und Förderzentrums Süd“ in der neuen Schule, das hier eine wichtige und zentrale Funktion für den gesamten Stadtteil Sachsenhausen hat. Die auf demselben Grundstück neu zu errichtende Einfeld-Sporthalle soll ebenfalls für Veranstaltungen der Schule und des Stadtteils für bis zu 600 Personen genutzt werden. Im Zuge der Neuplanungen soll sich auch das Schulgrundstück mit seinem Außenraumangebot für den Stadtteil öffnen.

Für die Stärkung des ganzheitlichen Konzeptes der beiden gegenüberliegenden Schulgebäude der IGS Süd wird in Zukunft die Gestaltung eines sicheren und fließend gestalteten Überganges über die Textorstraße von großer Wichtigkeit sein.

Wie wird es weitergehen? Nachdem bereits in einer parallel erstellten Konzeptstudie die grundsätzliche Frage positiv geklärt wurde, dass die neuen räumlichen Anforderungen in den vorhandenen Gebäuden unterzubringen sind, stehen jetzt die entscheidenden Fragen bezüglich der Statik und der Umbaukosten zur Prüfung an, die durch das Hochbauamt geklärt werden müssen. Erst danach ist ein Architektenwettbewerb auf Grundlage der Ergebnisse aus der Phase Null geplant.

Kirstin Bartels und Egon Tegge haben als Schulbauberater/innen-Team im Auftrag der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft das »Pilotprojekt Inklusive Schulen planen und bauen« an der Integrierten Gesamtschule Süd in Sachsenhausen, Frankfurt a.M. über fast ein Jahr begleitet.

[1] https://www.isep.frankfurt-macht-schule.de/informationen/veranstaltung-inklusive-schulen-planen-und-bauen

Weitere Informationen zur Phase Null an der IGS Süd: http://schulen-planen-und-bauen.de/2017/03/16/pilotprojekte-inklusive-schulen-planen-und-bauen-die-igs-sued/

Autor:innen

Egon Tegge

Egon Tegge arbeitet, nach langjähriger Tätigkeit als Schulleiter, heute als Schulbauberater, Mediator(BM®) und Fortbildner (www.gesunde-lehrer.de).

Kirstin Bartels

Kirstin Bartels ist Architektin und Schulbauberaterin mit Sitz in Hamburg (www.cityfoerster.net).

Phase Null Abschlussbericht: IGS Süd Frankfurt

Abschlussbericht