Wie kann die Umsetzung von Inklusion an Schulen pädagogisch und räumlich gut gelingen? Vor dem Hintergrund dieser Fragestellung und der veränderten Raumbedarfe untersuchte ein transdisziplinäres Projektteam aus Erziehungswissenschaftler/innen und Architekt/innen insgesamt dreizehn Schulen verschiedener Schulformen. „Die Vielfalt von Lernenden und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse spiegeln sich auch in neuen Lernarrangements und veränderten Raumkonzepten wider. Die eher klassisch orientierten Formate im Sinne einer Formel „Klassenraum = Klasse = Fach = eine Lehrkraft“ müssen sich räumlich und pädagogisch erweitern“ – so formulieren es die Autor/innen des Forschungsvorhabens „Raum und Inklusion“. Dazu untersuchte das Projektteam Schulen in Deutschland, Finnland und Kanada. Das Buch „Raum und Inklusion – Neue Konzepte im Schulbau“ (Beltz 2018) stellt die Ergebnisse nun vor.
Zentrale Ergebnisse
Als Fazit hält das Forschungsteam aus Köln und Stuttgart fest: Lernumgebungen müssen in der Lage sein, ganz unterschiedliche Nutzungsanforderungen zu erfüllen und den Begabungen und Bedürfnissen aller Kinder und Jugendlichen Rechnung zu tragen. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Anforderungen der Inklusion. Ergänzende Flächen sind dabei gerade nicht als „Sonderflächen“ zu betrachten, sondern in die „Regelmodelle“ zu integrieren; sie stehen allen Schüler/innen zur Verfügung. Dass dies möglich ist zeigen die verschiedenen untersuchten Schulen. Mit den drei dargestellten Organisationsmodellen werden plausible und belastbare Denkmodelle für inklusive Schulen herausgearbeitet. Das Klassenraum-Plus erachtet das Projektteam in der Zusammenschau dabei eher als ein Übergangsmodell; langfristig und insbesondere bei Neubauten oder aufwendigen Umbauten sieht es Lerncluster und Lernlandschaften mit integrierten Teamflächen als zukunftsfähige Organisationsstruktur einer erfolgreichen inklusiven Schule. Dabei macht eine gute Schularchitektur noch keine ‚gute Schule‘. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass sowohl pädagogische Haltungen wie das Arbeiten in multiprofessionellen Teams sowie hinreichende Ressourcen und angemessene Flächen und Räume notwendig sind um die Inklusion nicht nur voran zu bringen, sondern bei allen Beteiligten auch für eine angemessene Akzeptanz zu sorgen“, resümiert das Projektteam.
Raum und Inklusion
Das Forschungsvorhaben „Raum und Inklusion“ wurde initiiert und bearbeitet von den Architekten Dipl. Ing. Jochem Schneider und Dipl. Ing. Lea Schanz (bueroschneidermeyer, Köln/Stuttgart, www. bueroschneidermeyer.de) sowie Kölner Erziehungswissenschaftler/innen um Prof. Dr. Kersten Reich und Dr. Meike Kricke. Initiiert und inhaltlich begleitet wurde das Projektteam von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Das Forschungsvorhaben wurde gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft.
Raum und Inklusion – Neue Konzepte im Schulbau**
**Meike Kricke, Kersten Reich, Lea Schanz, Jochem Schneider
503 Seiten, 58,00 Euro
Beltz 2018
ISBN 978-3-407-63047-6
Weitere Beiträge zum Forschungsprojekt auf Schulen-planen-und-bauen.de:
Finnland: Wo die Lernumgebung die Sprache der Pädagogik spricht