Mit dem Neubau der Schule ist ein Modellprojekt für zukunftsorientierten Schulbau ins Schuljahr gestartet. Die Jenaplanschule Weimar ist ein Pilotprojekt „Schulbau Open Source“ (SOS) und ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen – heute fortgeführt als Stiftung Baukultur Thüringen – sowie der Stadt Weimar. Die Schule gehört zu den Finalisten für den Deutschen Schulpreis 2025, der am 30. September 2025 verliehen wird.
Der Entwurf: Schule als Werkstatt und Schule im Park
Unter dem Leitbild „Schule als Werkstatt“ bietet der Bau einen Lern- und Lebensraum, der Funktionalität mit Offenheit verbindet. Helle Lernlofts mit natürlicher Belüftung schaffen eine freundliche Atmosphäre, während unverputzte Wände und roher Estrichboden den Werkstattcharakter betonen. Variable Ausbauten und offene Grundrisse in Kombination mit Vorhängen und einer Vielfalt von Möbeln ermöglichen unterschiedliche Lern- und Nutzungsszenarien. Jedes Lernloft bietet Platz für drei jahrgangsgemischte Gruppen und deren Lernbegleitungen; Erschließungswege sind Teil der pädagogischen Flächen. Die drei baugleichen Gebäude sichern durch ihre offenen Strukturen langfristige Anpassungsfähigkeit und eröffnen Spielräume für zukünftige Entwicklungen. Ergänzt wird die Architektur durch ein weitläufiges Außengelände, das als öffentlicher Park gestaltet ist und Schüler*innen wie Nachbarschaft gleichermaßen offensteht. Auf Schulhöfe herkömmlicher Art wird verzichtet und damit auch der Anteil versiegelter Flächen möglichst gering gehalten.
Der Prozess: Von der Phase Null bis zur Eröffnung
Das Projekt wurde 2014 im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Thüringen angestoßen. 2016 gewann es beim Wettbewerb „Inklusive Schulen planen und bauen“ der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft eine begleitet Phase Null. 2020 folgte eine Vereinbarung mit der IBA Thüringen und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft als Pilotprojekt der Stiftung im Rahmen ihrer Initiative „Schulbau Open Source“. Die Stiftung begleitete den Prozess so bis zum Einzug in der Phase Zehn. Besondere Akzente setzte dabei die durchgängige aktive Beteiligung von Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften – bis zum gemeinsamen Möbelbau kurz vor dem Einzug.
Schulmöbel selbst bauen
Kurz vor dem Einzug im Sommer 2024 fertigte die gesamte Schulgemeinschaft mit Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften unter Anleitung einen Teil der Möbel für den Neubau selbst. Kostensteigerungen im Rohbau und beim technischen Ausbau hatten Einsparungen bei der Möblierung erforderlich gemacht. Bereits 2024 wurden dazu Prototypen von Tischen, Podesten, Bänken und Garderoben entworfen, erprobt und angepasst. Die Möbel wurden in Zusammenarbeit mit UM:BAU, gernot schulz : architektur, IBA Thüringen, der Jenaplanschule und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft entwickelt.
Mehr dazu in unserem Blogbeitrag „Schüler*innen bauen Schulmöbel“ und im Kurzfilm zur Selbstbauwoche.
SOS Live in Weimar
Am 23. September wird das Projekt live erlebbar – ergänzend zur Darstellung auf unserer Plattform Schulbau Open Source. In Kooperation mit der Stiftung Baukultur Thüringen laden wir Interessierte aus Planung und Verwaltung zur Veranstaltung „SOS Live“ mit themenbezogenen Führungen und Diskussion des Pilotprojekts ein. Mehr Infos zur Veranstaltung.
Schulbau Open Source
Auf der Plattform www.schulbauopensource.de teilen wir das Planungs- und Prozesswissen aus unseren Schulbauprojekten in Form von Texten, isometrischen Zeichnungen sowie vollständigen Planungsunterlagen für alle Leistungsphasen (1–5). Die Praxisbeispiele zeigen, wie innovativer, nachhaltiger und finanzierbarer Schulbau unter den Herausforderungen komplexer Vorgaben und teils überholter Richtlinien gemeinsam möglich ist.