Eigentlich hat der Stadtteil genau das, was sich die meisten Menschen einer Großstadt wünschen: Er ist grün und verfügt über viel Platz. Die kleinen Wege verlaufen abseits des Verkehrs. Doch im Osdorfer Born verwehren vor allem Büsche die Sicht auf Spielplätze, Schulen, Sportplätze und andere Bildungseinrichtungen in unmittelbarer Umgebung. Ihnen fehle zum Teil, so Thomas Gräbel vom Stadtplanungsbüro urbane landschaften, durch die hohen Bäume der Bezug zum Straßenraum. Das ist ein typisches Phänomen aller Orte im Osdorfer Born.
Auf dem Weg durch die Bildungslandschaft
Angestoßen wurde der Prozess durch die Phase Null an der Geschwister-Scholl-Stadtteilschule. Der Beteiligungs- und Entwurfsprozess, initiiert vom Bezirk Altona gemeinsam mit der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, soll verdeutlichen, wie vor allem die jungen Menschen ihren Stadtteil sehen, nutzen und gern nutzen würden. Das „Bildungsband Osdorfer Born“ soll zukünftig die Einrichtungen mit dem Stadtteil stärker verweben. „Denn es sollte nicht nur ein schöner Weg entstehen, der von A nach B führt“, so Thomas Gräbel. „Eine gut ausgebaute Bildungslandschaft in Bezug auf Inhalte gibt es hier bereits. Wir wollen mit dem Bildungsband die Qualität der Räume in den Blick nehmen und herausarbeiten“, erklärt Barbara Pampe, Leiterin des Projektbereichs Pädagogische Architektur der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. „Der Prozess ist optimal gelaufen, wenn am Ende Räume und Orte entstehen, die zum Verweilen einladen, wo sich die Menschen sicher fühlen und miteinander interagieren.“
Gemeinsam mit Bildungskoordinator Adel Chabrak und Magret Heise, Anwohnerin, Leiterin des Spielhauses Bornheide und Mitglied der Borner Runde, treffen wir Pampe und Gräbel für einen Spaziergang durch den Born. Zusammen haben sie den Prozess aufgesetzt, geplant und begleitet. „Wir sind sehr gut ausgestattet mit vielen Angeboten und Einrichtungen, die der Bildung zugutekommen und die gut aufgenommen sowie genutzt werden. Doch sie sind zum Teil schwer auffindbar“, so Chabrak. Für die Vernetzung einer eigentlich optimal verknüpften Bildungslandschaft ist das eine handfeste Herausforderung.
Grenzen überschreiten – Kooperation und Kommunikation im Bildungsband
Seitens der Anwohnerschaft herrschte zunächst Skepsis, war doch das Konzept des Bildungsbandes recht abstrakt. „Für das Verständnis vor Ort war die Konkretisierung, was sich eigentlich hinter dem Label ‚Bildungsband‘ verbirgt, wichtig. Das hat die Abschlussbroschüre des vom studio urbane landschaften – bildung entwickelten Beteiligungsprozesses mit konkreten Projektideen gut geleistet“, so Fischer. Die Dezernate Wirtschaft, Bauen und Umwelt sowie Soziales, Jugend und Gesundheit unterschrieben eine Zustimmungserklärung, die beinhaltet, dass geplante Maßnahmen dem Bildungsband unterzuordnen sind. Fällt also ein ohnehin geplantes Bauvorhaben in das Gebiet des Bildungsbandes – beispielsweise die Neugestaltung von Wegen, die an Spielplätze oder Bildungseinrichtungen angrenzen – müssen sich die Ressorts abstimmen und gemeinsam planen. Die klassischen Zuständigkeitsgrenzen werden hier zu Gunsten der Sache überschritten. Auch wenn das ein höheres Maß an Kommunikation erfordert.
Von digitalen Trampelpfaden …
Der nächste Schritt rund um das Bildungsband war, herauszufinden, wo sich die Kinder und Jugendlichen im Stadtteil überhaupt aufhalten. Ausgestattet mit einer Stadtteilkarte wurden sie vom studio urbane landschaften losgeschickt mit dem Auftrag: „Zeichne die Strecke ein, die du in deinem Stadtteil oft gehst. Wo würdest Du Pause machen? Was würdest Du hier gerne tun?“ Dass Kinder und Jugendliche von Anfang an am Prozess aktiv partizipieren, das war Teil der konkreten Aufgabenstellung seitens aller Akteure. Neben der Skizzierung von eigenen Wegen waren Stadtteilspaziergänge in Begleitung der Fachleute ebenfalls Teil des breit angelegten Beteiligungsprozesses. „Die Bildungseinrichtungen bieten unglaublich gute Angebote. Wir wollen, dass sie auch visuell Bezug aufeinander nehmen“, so Adel Chabrak.
Im Zuge des Entwicklungsprozesses des Bildungsbandes wurde eine Fachgruppe gegründet, zu der auch das studio urbane landschaften und die Montag Stiftung gehörten und die von Adel Chabrak und Thomas Fischer geleitet wird. Die Stiftung hat das Bezirksamt inhaltlich bei der Entwicklung des Bildungsbandes sowie finanziell durch die Beauftragung von studio urbane landschaften unterstützt. Die Fachgruppe besteht aus Vertreterinnen und Vertretern der einzelnen Fachämter, wie Jugendamt, die Fachämter Sozialraummanagement, Management des öffentlichen Raumes, Stadt- und Landschaftsplanung. Mit insgesamt 14 Stadtteilen ist der Bezirk einer der größten Hamburgs. Entsprechend hoch ist der Investitionsbedarf. Das Bildungsband zeigt hier bereits Wirkung, erläutert Chabrak: „Viele Maßnahmen, die wir im Osdorfer Born geplant haben, sind auf der Prioritätenliste des Bezirksamtes nach oben gerutscht.“ „Die Intention eines Beteiligungsverfahrens ist, Änderungen im Sinne der Beteiligten zu vollziehen. Im allerbesten Sinne bedeutet das eine Verbesserung.“ Doch man dürfe ein Gebiet und seine Kinder und Jugendlichen nicht „überbeteiligen“: „Es muss nach Ende einer Beteiligungsaktion tatsächlich etwas passieren.“
Den vollständigen Artikel ist erschienen in: „Nicht nur eine Strecke, die von A nach B führt – das Bildungsband Osdorfer Born. Beteiligung im Hamburger Bezirk Altona.“ S. 16-21. In: bewegt. Magazin für kommunale Bildungslandschaften 2/17. Hrsg.: Deutsche Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH.
www.transferagenturen-grossstaedte.de/bewegt_web_02.pdf
Die Broschüre Bildungsband Osdorfer Born sowie weitere Informationen zum Projekt finden Sie hier:
www.montag-stiftungen.de/jugend-und-gesellschaft/bildungsband.html
Weitere Beiträge zum Thema:
»Born Loop – Mitmachaktion zum Bildungsband Osdorfer Born«
»Machbarkeitsstudie ‚Bildungsband Osdorfer Born’ vorgestellt«