02. Februar 2016; Von: Barbara Pampe

Weiterbildung Schulbauberater: Pädagogik und Raum

Am 23. Januar hat das vierte Modul der Weiterbildung „Schulbauberater“ in Bonn stattgefunden.

Modul 4: Pädagogik und Raum

Nachdem in den ersten Modulen hauptsächlich Aufgaben, Rolle und Kompetenzen von Schulbauberater/innen im Mittelpunkt standen, wurde es im vierten Modul wieder etwas allgemeiner. Um ein gemeinsames Verständnis in Bezug auf den Stand der pädagogischen Erkenntnisse herzustellen, ging es am Vormittag um das Thema, was eine gute Schule ausmacht und welche Auswirkungen diese Anforderungen auf den Raum haben. Dazu stellte der Pädagoge und Schulbauberater Otto Seydel unter anderem die Materialien des Schulverbunds „Blick über den Zaun“ vor. Welche Aufgaben die Schulverwaltung bezogen auf die veränderten Rahmenbedingungen hat, schilderte im Anschluss die Leiterin des Amtes für Schulentwicklung Köln, Ulrike Heuer, anhand von durchgeführten und zukünftigen Schulbauprozessen und -projekten in Köln.

Der Nachmittag war der Architektur gewidmet und der Bedeutung von Raumqualität nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern für uns alle. Neben einem grundlegenden Vortrag von Arno Lederer wieso es wichtig ist, nur die besten Architekten unsere Schulen entwerfen zu lassen, zeigte Frank Hausmann anhand seiner in den letzten Jahren erstellten Schulbauten, wie die heutigen veränderten Anforderungen in Raum umgesetzt werden können, so dass zumindest räumlich die Voraussetzungen gegeben sind, dass eine gute Schule entstehen kann.

Das nächste Modul findet am 27. Februar 2016 statt.

Walter Heilmann, Pädagoge

Ich hatte den Eindruck, dass einige Architekten in unserer Runde nach dem Vortrag von Otto Seydel leicht  frustriert waren. Seine These war, dass einerseits gute Pädagogik regelmäßig auch ungeeignete Architektur überwindet, aber dass andererseits gute Architektur noch keine Veränderung der Pädagogik nach sich ziehen muss. Offen gestanden entspricht das auch meinen Erfahrungen, und unsere Lernreise nach Holland hat mich darin noch bestärkt. Auch in fortschrittlichsten Schulbauten halten Lehrer oft noch an ihren althergebrachten pädagogischen Rezepten fest (und das sind leider nicht nur ältere KollegInnen, sonst würde sich das Problem ja mit der Zeit von alleine lösen).

Muss uns das entmutigen? Natürlich nicht! Schule ist – zum Glück ­– nicht nur Unterricht, sie ist Lebensraum für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, und das in zunehmendem Maße, denn die Entwicklung zur Ganztagsschule für alle ist nicht mehr aufzuhalten. Damit kommen noch andere Professionen ins Spiel: Erzieher, Sozialarbeiter, Workshop-Leiter aus Kunst- und Musikschulen, Sporttrainer,Handwerker … Alle, die in der Schule der Zukunft lernen, lehren und leben, haben ein Recht auf eine lern- und arbeitsförderliche, gesunde, ästhetische Umgebung – und dazu gehört übrigens auch ein funktional gestaltetes, offene Lernimpulse bietendes Außengelände, was leider in den Planungen viel zu oft vernachlässigt wird. Ich beschäftige mich seit vielen Jahren damit und wünsch‘ mir für dieses Thema eine stärkere Beachtung in unserer gemeinsamen Fortbildung.

Raphaella Burhenne de Cayres, Architektin

Das Thema des vierten Moduls, „Pädagogik und Raum“, stellt Fragen zur Bewertung, Bedeutung, Entwicklung und Wahrung der Qualität von Pädagogik und Raum in den Vordergrund.

Was macht gute Schule aus? Was macht gute Schulgebäude aus? In welchem kausalen Zusammenhang steht gute Schule mit einem guten Schulgebäude? Und wie lässt sich Qualität angesichts des herrschenden zeitlichen und finanziellen Drucks sicherstellen?

Vermessen, zu glauben, gute Pädagogik entstünde durch gute Räume. Die Vorträge am Vormittag zeigen eindrucksvoll, dass der Raum eben nur einen Aspekt von vielen auf dem Weg zu einer guten Schule darstellt. Nach einem kurzen Moment der Ernüchterung dann der mitreißende Bericht von Arno Lederer über Architekturqualität im Allgemeinen, die Bedeutung von Schulhäusern im Speziellen und ihre Wechselwirkung mit dem Ort und den Menschen, die sie prägen. Eine Stadt ist mehr als die Summe ihrer Häuser, eine Schule mehr als die Summe ihrer Räume! Für uns Architekten und Architektinnen eigentlich keine neue Erkenntnis, aber für mich persönlich Motivation für das tägliche Tun. Danke für die kleine Auffrischung! Puhhh, zum Ende des Tages weiß ich wieder, warum ich hier sitze und freue mich auf die beiden noch kommenden Module.