Wie der Münchener Merkur und die Süddeutsche Zeitung am Wochenende berichteten, steht die Stadt München nun vor dem Beschluss ihres zuletzt diskutierten Schulbauprogramms. Nach einer Überarbeitung des Konzepts sollen, sofern der Stadtrat am 25. Februar zustimmt, 31 Maßnahmen mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Euro beschlossen werden.
Unter anderem sollen bis 2030 24 neue Grundschulen gebaut werden, dazu kommen „zwei Mittelschulen, drei sonderpädagogische Förderzentren, fünf Realschulen, sieben Gymnasien und vier berufliche Schulzentren“.* Weitere Bauvorhaben ergeben sich aus den anstehenden Sanierungen bestehender Einrichtungen: „In einem ersten Schritt sollen nun 29 Bauvorhaben an knapp 50 Schulen bis 2023 abgeschlossen sein.“*
Um die Umsetzung des umfangreichen Programms zu beschleunigen, sind auch in den Verfahren neue Wege geplant: „Statt Einzelbeschlüssen gibt es nur noch eine Abstimmung im Stadtrat für alle Projekte. (…) Zudem will das Baureferat Bearbeitungs- und Entscheidungsprozesse parallel laufen lassen.“* Mit dem „Münchner Lernhauskonzept“ verfügt die Stadt außerdem über eine Art Modell für alle neu zu bauenden Schulen, das den Planungsaufwand für einzelne Standorte reduzieren soll.
So groß das Volumen des jetzt zur Abstimmung stehenden Programms auch ist, ist dies erst der Anfang der Münchner Offensive. Denn der weiterhin steigende Bedarf ist noch lange nicht gedeckt: „Immer noch warten auf der Liste hunderte Projekte – Neubauten, Erweiterungen, Sanierungen –, die ab 2017 in noch größeren Programmen beschlossen werden sollen. Allein 126 Standorten hat die Verwaltung die höchste Dringlichkeit attestiert.“**
Exemplarisch macht das Beispiel der Stadt München deutlich, vor welcher Größenordnung von Herausforderung Kommunen und Städte stehen, die mit steigenden Einwohnerzahlen und wieder steigenden Geburtenzahlen planen müssen. Diese Herausforderungen sind nur dann zu lösen, wenn sie programmatisch und im Rahmen eines Gesamtkonzeptes angegangen werden und nicht in einer additiven Anzahl von Einzelvorhaben. Es ist über zusammenhängende Planungsverfahren in den Verwaltungen nachzudenken, die Verfahren und Kompetenzen bündeln und nicht in jedem Einzelprojekt neu zusammenstellen.
In München und an anderen Orten steht die Schulbauwelle im Zusammenhang mit der Gründungswelle von Sekundar-, Gemeinschafts-, Stadtteil- und Gesamtschulen, die neben der großen Herausforderung auch eine große Chance bietet, pädagogischen Innovationen auch durch bauräumliche Lösungen voranzutreiben. Diese Lösungen sollten differenziert genug sein, um den individuellen und heterogenen Anforderungen von Schulen an ihren jeweiligen Standorten gerecht zu werden.
Ob das das Münchner Konzept leisten kann und welche anderen Lösungen diese Entwicklung in Deutschland noch hervorbringt, wird interessant zu sehen sein. Die riesigen Dimensionen dieser Schulbauwelle, die aufgrund der demografischen Entwicklung eher zu- als abnehmen wird, gibt ihr das Potenzial, ein großes Bauprogramm räumlich-architektonisch veränderter Schulbautypologien für das 21. Jahrhundert zu etablieren, das damit in der Breite umgesetzt wird.
Foto: Clustermitte im Gymnasium Neubiberg