20. November 2018; Von: Barbara Pampe

Plädoyer für einen neuen Schulbau

PPAG architects aus Wien zeigen mit der Ausstellung VON DER NEUEN SCHULE in der Architektur Galerie Berlin eine „Schule über Schulen“. Ein Beitrag von Barbara Pampe.

Wie sollen die Hülle und die Räume aussehen, in denen Kinder und Jugendliche heute und in Zukunft lernen? Wenn wir leistungsfähige Schulbauten wollen, müssen wir weg von alten Mustern. Wir müssen die Chance der aktuellen Schul(um)bauwelle nutzen, um auch in der Breite echte Innovation in der Architektur von Schulen zu etablieren!

Mit dem Wandel von Schule zum Lern- und Lebensort (Ganztag) weitet sich das Spektrum der schulischen Aktivitäten aus. Schule bedeutet nicht nur Lernen, sondern auch Bewegen, Spielen, Ausruhen, Essen, Austauschen, Musikmachen und vieles mehr. Auch die Tätigkeit und Zusammensetzung der betreuenden und lehrenden Personen ändern sich und damit die Zusammenarbeit des multiprofessionellen Teams. Arbeitsplätze, Besprechungs- und Erholungsflächen werden Teil des Raumprogramms einer Schule.
Auch die Zunahme der Heterogenität der Schülerschaft hat Auswirkungen auf die räumlichen Bedürfnisse. Bereiche für Differenzierung, Beratung, Therapie, Pflege und Förderung müssen mitgedacht werden. Unterschiedliche Lehrmethoden sind notwendig, um ein handlungsorientiertes, problemlösendes Lernen zu ermöglichen. In der Schule muss es Raum für selbstständiges Arbeiten, für Klein- und Großgruppenarbeit sowie Orte für Präsentation geben. Lernorte müssen einen zügigen Wechsel unterschiedlicher Lern- und Unterrichtsformen ermöglichen. Neue Anforderungen brauchen andere und nicht nur zusätzliche Räume. Wir müssen von der monofunktionalen Zuweisung zu einer Mehrfachnutzbarkeit kommen. Räume müssen über den Tag hinweg für unterschiedliche Nutzungen zu Verfügung stehen, ohne dass dies zu atmosphär- und gesichtslosen Räumen führt. Das Prinzip „eine Nutzung = ein Raum“ ist nicht mehr zukunftsfähig. Wir benötigen Offenheit,um Flächen zu überschauen und einzusehen. Gleichzeitig braucht es Räume für Rückzug und überschaubare Einheiten, die Identifikation ermöglichen.

Welche Chance und Herausforderung für Architekt/innen: voneiner vorgegebenen, langweiligen Typologie herkommend nun einen aufregenden Lern- und Lebensort für Kinder und Jugendliche zu entwerfen, der vielfältig ist, voller räumlicher Erfahrungen, der anregt, der ein Wohlfühlort ist, der offen istfür Entwicklung und ein wichtiger Baustein im Quartier!Diese Chance zu ergreifen, ist unsere Aufgabe. Mehr denn je gilt der einführende Satz aus dem Buch DAS NEUE SCHULHAUS von Alfred Roth (1957): „Schulbau ist eine deraktuellsten und schönsten Aufgaben der Gegenwartsarchitektur.”

Dieser Beitrag ist Teil des Austellungskatalogs VON DER NEUEN SCHULE.

Einblicke in die Ausstellung und in den grafisch ansprechend gestalteten und inhaltlich ergänzenden Katalog findet man unter:

www.ppag.at/projects/of-the-new-school/

VON DER NEUEN SCHULE
1. November – 15. Dezember 2018

Architektur Galerie Berlin
Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin

Als »Schule über Schulen« im Maßstab 1:1 behandelt die Ausstellung in 19 Stationen Kernthemen im Diskurs zum aktuellen Bildungsbau, die anhand von konkreten Projekten des Architekturbüros dargestellt werden. Vom Brandschutz über Bauphysik bis hin zu dem Thema Schulmöbel bietet die Ausstellung auf kleinstem Raum maximale Informationsdichte und Schulbauerlebnis. Sie wirft Fragen zur Typologie auf und gibt Antworten auf veränderte Fragestellungen im Schulbau.
Weitere Infos zu Öffnungszeiten und zusätzlichen Veranstaltungen unter:

www.architekturgalerieberlin.de

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Schulbau Open Source – Planungswissen für Innovationen im Schulbau

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