Die Laborschule Bielefeld nimmt seit ihrer Eröffnung im September 1974 nicht nur durch ihre Konzeption als staatliche Versuchsschule eine „Sonderstellung“ in der deutschen Schullandschaft ein, sondern ebenfalls durch ihre Architektur: Als besonders prominente Vertreterin des speziell in den 1970er Jahren populären Modells der „Großraumschule“ verzichtet sie nahezu vollständig auf die räumliche Separierung einzelner Gruppen in Klassenzimmern und bemüht sich anstelle dessen um eine gemeinsame Beschulung sämtlicher Schüler/innen in einer halboffenen Lernlandschaft [1].
Dieser Umstand wurde von der Universität Bielefeld und der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft nun gemeinsam zum Anlass genommen, am 22./23. Februar 2018 zu einem Schulbauberatungs-Treffen nach Bielefeld einzuladen: einerseits, um den Teilnehmer/innen der bisherigen Schulbauberatungs-Fortbildungen die Möglichkeit zu geben, die Laborschule zu besichtigen und an ihr zu hospitieren, anderseits aber auch, um den bereits begonnenen Austausch zum Thema „Schulbauberatung und Phase Null“ weiter auszubauen und zu intensivieren.
Programm
Nach einer ausführlichen Begehung der Laborschulgebäude und des -geländes am Nachmittag des 22. Februar schloss sich daher am darauffolgenden Vormittag zunächst die Möglichkeit an, in einer der diversen Laborschulgruppen – von der Schuleingangsstufe bis Jahrgang 10 – zu hospitieren, um so direkt vor Ort den Umgang sowohl der Schüler/innen als auch der pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit den vorhandenen Räumlichkeiten kennenzulernen. Die dabei gewonnenen Erfahrungen bildeten dementsprechend denn auch den Ausgangspunkt für die nachmittägliche Fachdiskussion: So wurde nach einer kurzen Einführung in das zurzeit an der Wissenschaftlichen Einrichtung der Laborschule durchgeführte Praxisforschungsprojekt „Schule als inklusiver Raum“ zunächst ausführlich über die Vor- und Nachteile schulischer Lernlandschaften diskutiert, bevor im Anschluss daran zwei weitere Referentinnen von ihren Tätigkeiten im Spannungsfeld von Schulentwicklung und Schularchitektur berichteten.
Vorträge
Den Anfang machte Kirstin Bartels (Cityförster Hamburg) mit einem Vortrag zu dem von ihr gemeinsam mit Egon Tegge betreuten Pilotprojekt „Inklusive Schulen planen und bauen“ an der IGS Süd in Frankfurt Sachsenhausen. Dabei gab sie nicht nur Einblick in die Ergebnisse ihrer dortigen Schulbauberatungstätigkeit, sie konzentrierte sich darüber hinaus auch auf den Prozess der Phase Null selbst: als eine im selben Maß ertragreiche wie herausfordernde Form der multiprofessionellen Zusammenarbeit von Architektur, Schule und Verwaltung. Diesen Faden nahm im Anschluss auch Dr. Petra Moog von der Sophia Akademie Düsseldorf wieder auf: Zunächst stellte sie das von ihr mitinitiierte Erasmus-Projekt „PULS+“ vor, das sich bemüht, in einer „dreifachen ‚Verschränkung’“ von Internationalität, Intersektionalität und Interdisziplinarität Kompetenzen im Bereich „Lernen und Raum“ zu vernetzen (vgl. www.pulsnetz.org/forschungsprojekt), bevor sie im weiteren Verlauf ihres Vortrags sodann einen ausführlichen Blick auf die speziellen Herausforderungen warf, die sich ergeben, wenn man das Prinzip des „Clusters“ im denkmalgeschützten Bestand zu realisieren versucht.
Die auf diesem Wege erreichte Kombination von Hospitation, Projektpräsentationen und Fachdiskussion wurde dabei von den Teilnehmer/innen durchweg als gelungen und erkenntnisfördernd wahrgenommen – mit der Folge, dass ähnliche Veranstaltungen (dann natürlich an anderen Orten) für Herbst 2018 und Frühjahr 2019 bereits in Planung sind. Mehr dazu in Kürze – an dieser Stelle.
[1] Zenke, Christian Timo (2017): Schule als inklusiver Raum? Zum Verhältnis von Schularchitektur und inklusiver Didaktik am Beispiel der Laborschule Bielefeld. In: Zeitschrift für Inklusion, 11 (4). Online verfügbar unter www.inklusion-online.net