Parallel zum Start der Primarstufe der Heliosschule begann 2015 der Architekturwettbewerb für den Neubau der Inklusiven Universitätsschule auf dem Helios-Gelände im Herzen von Köln-Ehrenfeld. Grundlage des Wettbewerbs war ein räumlich-pädagogisches Konzept, das mit Beteiligten der Stadt, der Universität zu Köln, unserer Stiftung, des Jugendhilfeträgers „Perspektive Bildung e.V.“ sowie Mitgliedern des Schulgründungsarbeitskreises entwickelt wurde. Die Grundlage hierfür lieferte das seit 2008 entwickelte pädagogische Konzept der Schule. Schilling Architekten aus Köln konnten die Wettbewerbsjury mit einem offenen zukunftsgerichteten Schulneubau überzeugen.
Der Rohbau ist mittlerweile fertiggestellt und das Richtfest wird demnächst gefeiert. Zum Beginn des Schuljahres 2024/25 soll das neue Schulgebäude von der Primar- und der Sekundarstufe bezogen werden. Bis dahin sind die beiden Schulen in Zwischenstandorten untergebracht.
Aufgrund der offenen räumlichen Konstellation der geplanten Lernlandschaften spielt die Möblierung eine entscheidende Rolle im Zusammenspiel von Nutzung, Raum und Pädagogik. Dabei muss die feste Möblierung, deren Gestaltung und Planung in der Verantwortung des Architekturbüros liegt, unbedingt zusammen mit der losen Möblierung, die normalerweise zu einem späteren Zeitpunkt und oft auch nicht durch das Architekturbüro ausgesucht wird, entwickelt werden. In insgesamt vier Workshops erarbeiteten, sammelten und stimmten die zukünftigen Nutzerinnen und Nutzer gemeinsam mit den Planenden und der Stadt, Bedarfe zur Nutzung der Lernlandschaften, der Gemeinschaftsbereiche, der
Verwaltung und des Universitätsbereichs ab. Die Möblierung muss bedarfsorientierte Stau- und Lagerflächen integrieren, Räume abgrenzen, Transparenz herstellen, Präsentationsflächen anbieten, flexible und feststehende Elemente vorsehen und verschiedene Sitzmöglichkeiten beinhalten. Gleichzeitig soll die Möblierung unterschiedliche Lehr- und Lernsettings sowie -atmosphären erzeugen, die den multiprofessionellen Teams der Primar- und Gesamtschule, Eltern, Schülerinnen und Schülern, sowie Mitarbeitenden der Universität ein zukunftsorientiertes Arbeits- und Lernumfeld bieten.
In einem ersten Workshop auf der Baustelle der Heliosschule befasste sich die Workshopgruppe mit den Lernlandschaften des Primarbereichs sowie der Sekundarstufe I. Zur Verdeutlichung der Flächenverhältnisse und –größen wurde eine der insgesamt sieben Lernlandschaften im Rohbau auf dem Fußboden mit Klebeband markiert. So konnten sich die Workshopteilnehmenden selbst ein Bild von den Dimensionen machen und sich anschließend gedanklich in die Lernlandschaften einfinden.
Die Lernlandschaft des Primarbereichs soll eine Heimat mit hoher Aufenthaltsqualität für Lehrende und Lernende der Stammgruppen bilden. Die Herausforderung hierbei ist es, auf der einen Seite Rückzugsbereiche für die Stammgruppenzeiten zu definieren, gleichzeitig aber das offene, fließende Raumnutzungskonzept beizubehalten. Innerhalb des Workshopteams wurden hierfür unterschiedliche Nutzungsszenarien aufskizziert. Auf tischgroßen Grundrissen konnten die Teilnehmenden festhalten, welche Lehr- und Lernsettings abgebildet werden sollen, die Art und Menge des notwendigen Stauraums erfassen, sowie den Grad der Offenheit einzelner Bereiche zueinander festlegen.
Pandemiebedingt wurden die Folgeworkshops digital abgehalten. Zu den Themen „Forum, Selbstlernzentrum und Zwischenräume“, „Ateliers“, sowie „Universitätsbereich der Heliosschule“ arbeiteten die die Teilnehmenden in Kleingruppen zu unterschiedlichen Fragestellungen auf einem digitalen Whiteboard.
Als offener Ort für Alle bildet das Forum das Entree der Schule und bietet eine zentrale Anlaufstelle mit einem Infopoint, sowie Inseln zum Ankommen, Verweilen und Arbeiten.
Das Ergebnis des Workshops sieht für das im ersten Obergeschoss verortete Selbstlernzentrum ein variables Angebot an ruhigeren Arbeitsplätzen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder vor. Hier soll zudem die Schulbibliothek angebunden werden, sodass große Schiebelemente eine Abendschließung außerhalb der Schulzeiten ermöglicht. Die „Zwischenräume“, die sich in den Zugangsbereichen des Selbstlernzentrums und der Verwaltung, sowie vor den gemeinsam genutzten Bereichen und Erschließungsflächen ergeben, werden ebenfalls bespielt und für Lernsituationen genutzt. Hier sollen Flächen zur Präsentation und Ausstellung, Werktische, eine Elternlounge und Bereiche zum Arbeiten und Entspannen entstehen.
In einem weiteren Workshop entwickelte die Gruppe Ideen für die Ateliers. In teilweise lernlandschaftsübergreifender Nutzung sollen die Ateliers Orte der Bewegung, Interaktion, Versammlung, Präsentation und Darbietung sein.
Das Ergebnis des letzten Workshops zum Universitätsbereich sieht diesen Teil der inklusiven Universitätsschule als tägliche Anlaufstelle für Mitarbeitende des Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung, der Universität sowie Ausbildungslehrkräfte vor, die hier zum Arbeiten, für Austausch, Seminare und Rückzug zusammenkommen.
Auf der Basis der Ergebnisse hat das Architekturbüro eine genaue Planung der Möblierung erarbeitet und diese dann jeweils in den darauffolgenden Workshops wieder vorgestellt. So ist am Ende eine mit allen Beteiligten abgestimmt Planungsgrundlage für die weitere Detailplanung sowie Ausschreibung der festen und der losen Möblierung entstanden.
Bis zur Fertigstellung zum Schuljahr 2024/25 dürfen nun alle Beteiligten einer offenen, wegweisenden, innovativen und inklusiven Schule entgegenfiebern.
Auch wenn wir uns sehr darauf freuen, dass Veranstaltungen hoffentlich bald wieder in Präsenz stattfinden können, haben die Workshops gezeigt, dass auch digitale Formate zu tollen Ergebnissen führen können.