29. März 2019; Von: Barbara Pampe

Bildungslandschaften und Berufsschulen – Themen im aktuellen Schulbau-Diskurs

In Architektur und Stadtplanung werden Bildungslandschaften immer mehr zum Thema. Als Schnittstelle zwischen Bildungswesen und Stadtentwicklung, Landschaftsarchitektur und Architektur sind sie Gegenstand der Forschung, deren Ergebnisse wir vorstellen.

„Gebaute Bildungslandschaften. Verflechtungen zwischen Pädagogik und Stadtplanung“ von Angela Million, Thomas Coelen, Anna Juliane Heinrich, Christine Loth und Ivanka Somborsik erschien bereits 2017 im jovis Verlag. Das Buch betrachtet aus dem Blickwinkel einer gemeinsam gedachten Entwicklung von Stadt und Bildungswesen acht Bildungslandschaften in deutschen (Groß-)städten. Das Kapitel „Bildungslandschaften erforschen“ führt ein in Debatten und Programme: Dem PISA-Schock von 2001 begegnete die Bildungspolitik mit Reformen – elf Millionen Euro sollten im Zuge des Konjunkturpakets II in Sanierung und Verbesserung von Bildungseinrichtungen fließen. Die dadurch angestoßene Diskussion hat zu einem Umdenken in der Bildung geführt: Die interdisziplinäre Autorengruppe aus Pädagogen und Planern untersucht die Verbindung zwischen formalem und non-formalem Lernen mit dem Lernort im öffentlichen Raum (Schule, Vereine, Jugendclubs und Kultureinrichtungen) und ihre Wechselwirkung zueinander anhand der Ergebnisse aus Experteninterviews und gebauten Beispielen. Die Forschung zu den Lokalen Bildungslandschaften steht dabei – so erläutern die Autorinnen und der Autor, noch in ihren Anfängen, denn noch sind wenige Beispiele realisiert, die sich erst seit kurzer Zeit bewähren müssen. Ob sich das Konzept der Bildungslandschaften aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer bewähre, bleibe daher abzuwarten.

Das Buch „Bildungslandschaften in Bewegung – Positionen und Praktiken“ gibt Einblicke in die Forschungsaktivitäten der Fakultät Architektur und Raumplanung der Technischen Universität Wien mit der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt AUVA, herausgegeben von Corina Binder, Karin Harather, Christian Kühn, Dörte Kuhlmann, Christian Peer, Emanuela Semlitsch, Renate Stuefer, Katharina Tielsch und Claudia Maria Walther im Verlag Sonderzahl Wien 2018. Der Begriff „Bildungslandschaften“ wird hier viel breiter definiert als die Definition der „lokalen Bildungslandschaften“ von Bleckman und Durdel [1]. Das Forschungsteam „Arbeitsraum Bildung“ formierte sich 2015 mit dem Ziel, bestehende Projekte und Initiativen an der Schnittstelle von Bildung, Architektur, Kunst und Stadt zu vernetzen, wirksame und nachhaltige Kooperationen zu etablieren, einzelne Projektvorhaben im Rahmen eines Lehr- und Forschungsnetzwerkes umzusetzen und zentrale Forschungsfragen und Forschungsschwerpunkte zu erstellen.

„The New Craft School“ von Susanne Pietsch, Eireen Schreurs, Sereh Mandias und Dolf Broekhuizen (Hg.), 2018 bei JAP SAM BOOKS in Englischer Sprache erschienen, veröffentlicht die Ergebnisse einer Forschungsarbeit, die das „Creative Industries Fund NL“ 2014 ausgeschrieben hat. Ziel war es, die Kreativbranche in die Diskussion um die Zukunft der niederländischen Berufsschulen miteinzubeziehen. Die vorliegende Arbeit des Teams aus Architekten und Architekturhistorikern konzentriert sich auf die Rolle der Architektur, die mehr als nur die Hülle einer Schule gestaltet. Sie schafft eine Umwelt, die junge Menschen motiviert und den Wert eines hochwertigen Handwerks vermittelt. Die Publikation zeigt unter anderem historische und aktuelle Beispiele aus den Niederlanden und dem Ausland anhand von Zeichnungen, die die Berufsschulen im Kontext ihrer Umgebung zeigen, aktuellen Fotoaufnahmen und Texten. Dieses Archiv der Ideen soll als Inspiration und Ausgangspunkt für die Planung von zukünftigen Berufsschulen dienen. Das Buch schließt mit dem Vorschlag von fünf konkreten Entwürfen für neue Berufsschulen, die in einem gemeinsamen Prozess mit Schulleitungen, Akademiker/innen, Berater/innen und Architekt/innen entwickelt worden sind. Sie sollen zeigen wie fruchtbar der architektonische Diskurs für die Entwicklung von neuen Modellen sein kann.

[1] Bleckmann, Peter/Durdel, Anja (Hg.) (2009): Lokale Bildungslandschaften. Pperspektiven für ganztagsschulen und Kommunen, Wiesbaden.

Weitere Veröffentlichungen zum Thema Bildungslandschaften mit dem Fokus der Architektur/Stadtentwicklung:

Heinrich, Anna Juliane (2018): Die sozialräumliche Bildungslandschaft Campus Rütli in berlin-Neukölln. Begründungen und Bedeutungen aus der Perspektive gestaltender Akteure, Wiesbaden.

Wüstenrotstiftung (Hg.)/Studio Urbane Landschaften – unterwegs (2015): Unterwegs in deutschen Bildungslandschaften, Ludwigsburg.

Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft/Studio urbane landschaften – bildung (2017): Bildungsband Osdorfer Born. Die Bildungslandschaft Osdorf/Lurup finden und entwerfen, Bonn.
(zum Download 6,2 MB)

Bildungsband Osdorfer Born - Die Bildungslandschaft Osdor-Lurup finden und entwerfen

Dokumentation