21. März 2019; Von: Franziska Spelleken

Schulbau in der Schweiz – Architektur für zeitgemäßes Lernen

Wir stellen drei im letzten Jahr erschienene Publikationen aus der Schweiz vor. Sie zeigen die Umsetzung neuer Konzepte in Raum und Pädagogik und schlagen den Bogen von der historischen Entwicklung hin zu neuen Typologien für die Schulen.

Der Schulbau ist auch in der Schweiz ein drängendes Thema für Kommunen und Gemeinden. Gute Bildung und eine entsprechende Bildungsinfrastruktur sind Schlüsselfaktoren erfolgreicher Städte und Regionen und bieten Chancen für die Menschen vor Ort. Themen wie der Ausbau zur Ganztagesschule und neue Unterrichtsformen führen auch dort zu neuen Schulbautypologien. Die folgenden Publikationen geben anhand von Projektbeispielen Einblicke in die Veränderung der Schulinfrastruktur, den Bezug zu pädagogischen Herausforderungen sowie einen Rückblick in die Schulbauentwicklung.

„Neue Schulräume – Architektur für zeitgemäßes Lernen“ von Roman Weyeneth und Tilo Richter ist 2018 im Christoph Merian Verlag erschienen. Das Buch bietet einen Fundus an Bildbeispielen für verschiedene Raumtypen: vom Lernatelier über Gruppenraum, Fach- und Erschließungsraum, Aula und Mensa. Dabei werden auch die verschiedenen Schulformen berücksichtigt. Der Textanteil ist zurückhaltend, die Architektur steht mit großformatigen, zentralperspektivisch aufgenommenen, stimmungsvollen Bildern im Vordergrund. Eine kurze Einführung erläutert den Hintergrund der 2011 gestarteten Baseler Schulraumoffensive, die eine Modernisierung und strukturelle Erneuerung der Schulgebäude innerhalb von zehn Jahren vorsieht. Dabei sind „zielorientierte Mitwirkprozesse“ in der frühen Projekt-Phase, im Dialog von Raumplaner mit Schulleitung, Schulpersonal und Schülerinnen und Schüler an jedem Standort vorausgegangen. Neben einem kurzen Abriss zur „Geschichte der Schularchitektur“ werden die „Räume für die Schule von morgen“ vorgestellt. In den Bildbeispielen im zweiten Kapitel werden diese „Neuen Räume“ anschaulich gemacht. Zum Abschluss sind die vorgestellten 35 Primar-, 10 Sekundar-Schulen und 6 Gymnasien kartographisch im Stadtraum verortet.

„Bauten für die Bildung – Basler Schulhausbauten von 1845 bis 2015 im schweizerischen und internationalen Kontext“ ist die Promotionsarbeit Ernst Spychers, erschienen 2018 im Schwabe Verlag. Das Vorhaben der zum Fachbuch ausgearbeiteten Dissertation an der Bauhaus Universität war, so schreibt der Autor im Vorwort, einen Katalog der 73 Basler Volksschulen zusammenzustellen (Kapitel neun) und diese mit schweizerischen und internationalen Schulen unter dem Aspekt der veränderten Raumprogramme infolge einer umfassenden Schulreform zu vergleichen. Was den Leser in den insgesamt zehn Kapiteln erwartet, ist die umfassende Darstellung der historischen Entwicklung von der Klosterschule bis zur Volksschule der Gegenwart. Das fünfte Kapitel zieht ein Zwischenfazit, mit Kapitel sechs bis acht liefert der Autor eine fundierte Analyse von internationalen Grundrissformen und Typologien zu Schulbauten aus aller Welt. Die 450 Seiten bieten mit der Sammlung historischer Grundrisse und einer detailreichen Darstellung der Baseler Schulen im internationalen Vergleich eine umfangreiche Grundlage zum Thema.

„Lernlandschaften – Neue Typologien für die Schule“ lautet der Titel der Zeitschrift Werk, Bauen und Wohnen, Heft 11/2018. Das renommierte Schweizer Fachmagazin verkündet gleich im Editorial den Abschied vom Klassenzimmer: „Die Schule erfindet sich soeben neu. (…) Mit der Auflösung des Klassenzimmers verlieren Korridore und Treppenhäuser ihre traditionelle Bedeutung – auch als Spielfeld der Architektur: Die einst so lärmigen, aber repräsentativen Erschließungsräume werden für den Unterricht und für die Betreuung beansprucht.“ Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Prozess, der „am besten in partizipativen Diskussionen entwickelt und getragen“ werde, sondern auch auf Wettbewerb und Hersteller und Chefredakteur Daniel Kurz befindet: „Frontalunterricht ist vom Normfall zu einer Sequenz unter anderen geworden“. Das Heft betrachtet unter verschiedenen Schwerpunkten – Ganztag und Rhythmisierung, selbstorganisiertes individualisiertes Lernen, multiprofessionelle Teamarbeit und Quartiersentwicklung, Schulen in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Belgien.

Alle drei Publikationen sind im Buchhandel erhältlich.

Raum und Inklusion - Neue Konzepte im Schulbau

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