19. Juli 2018; Von: Franziska Spelleken

KfW-Kommunalpanel 2018: Hoher Investitionsrückstand im Schulbau

Die aktuellen Zahlen unterstreichen die Bedeutung des im April 2018 veröffentlichten Schulbaupakts von BDA, VBE und Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Die Initiatoren sehen Chancen für innovative Schulbaukonzepte.

Das aktuelle KfW-Kommunalpanel 2018 [1], eine jährliche repräsentative Befragung des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIfU) im Auftrag der KfW-Bank bei Kämmerern deutscher Städte und Gemeinden, weist einen wahrgenommenen Investitionsrückstand der deutschen Kommunen bei Bildungseinrichtungen in Höhe von 47,7 Mrd. Euro aus. Dies entspricht einem Anstieg um 45,4 Prozent innerhalb eines Jahres (2017: 32,8 Mrd. Euro). Angesichts dieser Entwicklung haben die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, der Bund Deutscher Architekten (BDA) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) die große Bedeutung des gemeinsam veröffentlichten Schulbaupakts bekräftigt.

Auch wenn die Zahlen alarmierend klingen, müssen die Ergebnisse nach Auffassung der Herausgeber des Schulbaupakts aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet werden. So sieht das KfW-Kommunalpanel deutliche regionale Unterschiede in der Investitionsfähigkeit der Kommunen und empfiehlt eine stark regional differenzierte Betrachtung zur Formulierung passgenauer Handlungsempfehlungen für die Politik. Tendenziell gehen Städte und Gemeinden dank guter finanzieller Rahmenbedingungen von einer positiven Entwicklung aus. Ein Großteil der Investitionen wird durch Fördermittel finanziert, denen auch in Zukunft eine steigende Bedeutung zukommt.

Der gemeinsam formulierte Schulbaupakt [2] spricht sich angesichts der geplanten Investitionsoffensive des Bundes dafür aus, Förderkriterien zu formulieren und finanzielle Mittel nur für Schulbau aufzuwenden, der qualitativ hochwertig und innovativ ist und dem gewandelten Verständnis schulischen Lernens räumlich entspricht. „Der aktuelle Zwang der Schulträger, Schulen neu- und umzubauen, bietet auch eine große Chance: Anstehende Baumaßnahmen können zum Anlass genommen werden, das eigene pädagogische Profil weiterzuentwickeln und daraus konkrete Anforderungen für die räumliche Umsetzung zu formulieren“, so Barbara Pampe, Projektbereichsleitung Pädagogische Architektur bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft in Bonn.

Hintergrund

Seit 2013 veröffentlichen der Bund Deutscher Architekten (BDA), die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) zudem „Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland“. Diese beschreiben, aktuell in dritter Auflage, wichtige Prinzipien für den Schulbau, geben Empfehlungen zur räumlichen Organisation von Schulen sowie zu spezifischen Raumbedarfen für ausgewählte Funktionsbereiche und weisen auf die erforderlichen Qualitäten von Prozessen und Verfahren im Schulbau hin.

Wichtige Anforderungen für die Investition in leistungsfähigen Schulbau sind:

  • Leistungsfähige Schulen haben eine Architektur und ein Raumprogramm, die auf einem pädagogischen Gesamtkonzept basieren.

  • Leistungsfähige Schulen sind Orte mit hochwertigen funktionalen und ästhetischen Qualitäten, an denen sich Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, andere Beschäftigte und Besucherinnen und Besucher wohl fühlen.

  • Leistungsfähige Schulen sind vielseitig, vielfältig und können sich verändern.

  • Leistungsfähige Schulen sind langlebig und wirtschaftlich im Betrieb.

  • Leistungsfähige Schulen bieten gesunde und sichere Bedingungen zum Lernen, Leben und Arbeiten.

  • Leistungsfähige Schulen und ihre Gebäude sind wichtige Bausteine einer Stadt, einer Gemeinde, eines Quartiers.

[1] KfW-Kommunalpanel 2018:
www.kfw.de/KfW-Konzern/KfW-Research/KfW-Kommunalpanel.html

[2] Zur Pressemitteilung und zu den Eckpunkten des Schulbaupaktes gelangen Sie unter:
www.montag-stiftungen.de/mjg

Weitere Beiträge auf www.schulen-planen-und-bauen.de:

Wer bietet mehr?

Das Ende des demografischen Abwärtstrends: Grundschulen stehen vor neuem Schüleransturm