13. Juli 2023; Von: Peter Sich

Rheinland-Pfalz: Richtlinie schafft Raum für zeitgemäßes Lernen

Zukunftsfähiger Schulbau braucht entsprechende Rahmenbedingungen. Die will das Land Rheinland-Pfalz mit der Neufassung seiner Schulbaurichtlinie schaffen.

Zeitgemäßes Lernen sieht heute anders aus als früher. Statt dem reinen Aneignen von Faktenwissen steht vermehrt der Erwerb von Kompetenzen wie Kollaboration, Kommunikation, kreatives und kritisches Denken im Mittelpunkt, statt Frontalunterricht Projektarbeit und fächerübergreifendes Lernen im Wechselspiel mit informellen Angeboten. Aber andere Lernformate brauchen auch eine andere Rhythmisierung und andere Räume, seien es Clusterstrukturen oder offene Lernlandschaften.

Aber der Schulbau hinkt dem vielfach hinterher. Denn während das Bewusstsein, dass neue Lerninhalte auch neue Lehrmethoden brauchen, immer mehr Verbreitung findet, werden die Schullandschaften unserer Kommunen noch immer von Klassenraum-Flur-Schulen bestimmt. Diese sind vor allem auf den Frontalunterricht hin ausgelegt, für zeitgemäße Lehr- und Lernkonzepte eignen sie sich nur bedingt.

Schulgebäude haben oftmals eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten. Deshalb ist es umso wichtiger, dass beim Neu- und Umbau von Schulen nicht weiterhin auf überkommene Bau- und Raumkonzepte zurückgegriffen wird. Denn dadurch wird die Umsetzung einer zeitgemäßen Pädagogik erschwert oder sogar verunmöglicht – und das bis weit in die Zukunft.

Doch solange sich Raumprogramme, Richtlinien und Regularien an den Lehr- und Lernformaten vergangener Jahrzehnte orientieren, wird sich das weiter in der baulichen Praxis niederschlagen. Deswegen wirkt die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft schon seit vielen Jahren auch darauf hin, dass die betreffenden Regularien geändert werden.

Im Rahmen von Schulbau Open Source lotet die Stiftung in Pilotprojekten wie dem Neubau der staatlichen Gemeinschaftsschule in Weimar oder dem Um- und Erweiterungsbau der IGS Süd in Frankfurt a.M. aus, wie innovativer Schulbau praktisch aussehen kann. Und mit Publikationen wie dem Standardwerk „Schulen planen und bauen 2.0“ oder den „Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten in Deutschland“ gibt die Stiftung Planerinnen und Entscheiderinnen die entsprechenden Grundlagen an die Hand. Denn guter Schulbau braucht entsprechende Rahmenbedingungen.

Vorstellung der neuen Schulbaurichtlinie Rheinland-Pfalz

Dabei tut sich bereits einiges: Großstädte wie Köln, München und Berlin haben ihre Schulbaurichtlinien bereits verändert und setzen die grundlegenden Ideen teils in ambitionierten Projekten um. Und auch das Land Rheinland-Pfalz geht gerade einen großen Schritt voran: Ende Juni hat Bildungsministerin Stefanie Hubig der Presse in Mainz den Entwurf einer neuen Schulbaurichtlinie präsentiert, die Anfang 2024 in Kraft treten soll. Dabei legt eine geplante Verwaltungsvorschrift fest, unter welchen Bedingungen sich das Land am Schulbau beteiligt.

Bei der Vorstellung des Entwurfs war auch Barbara Pampe, Vorständin der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft, mit auf dem Podium. Denn bei der Erarbeitung der Schulbaurichtlinie war die Stiftung in den partizipativen Prozess involviert. So organisierten die Stiftung, das Bildungsministerium und die Architektenkammer Rheinland-Pfalz gemeinsam zwei Town Halls. Dabei wirkten Mitarbeiterinnen der Stiftung bei der Moderation von Diskussionsrunden zum zukunftsfähigen Schulbau mit unterschiedlichen Akteuren aus Schule, Politik, Kommunen, Verwaltung und Planung mit und unterstützen bei der inhaltlichen Arbeit.

Auch ein Kompendium, dass das Bildungsministerium in Ergänzung zur Verwaltungsvorschrift herausgibt, baut stark auf der Arbeit der Stiftung auf. Unter dem Titel dem Titel „Zukunftsfähige Schulbauten in Rheinland-Pfalz“ stellt es in Text und Bild anschaulich dar, worauf es bei zeitgemäßen Schulbauten ankommt, wie sie eine zukunftsorientierte Pädagogik unterstützen können – und warum das nötig ist. Dabei orientiert sich die Publikation an den von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft mitherausgegebenen Leitlinien. Auch ein Kompendium, dass das Bildungsministerium in Ergänzung zur Verwaltungsvorschrift herausgibt, baut stark auf der Arbeit der Stiftung auf. Unter dem Titel dem Titel „Zukunftsfähige Schulbauten in Rheinland-Pfalz“ stellt es in Text und Bild anschaulich dar, worauf es bei zeitgemäßen Schulbauten ankommt, wie sie eine zukunftsorientierte Pädagogik unterstützen können – und warum das nötig ist. Dabei orientiert sich die Publikation an den von der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft mitherausgegebenen Leitlinien.

Ergänzt wird die Verwaltungsvorschrift um ein Flächenprogramm. In diesem werden für die unterschiedlichen Schulformen zuwendungsfähige Flächen festgelegt. Im Gegensatz zu konkreten Raumprogrammen, wie sie sonst noch weit verbreitet sind, ermöglicht der Blick auf die Gesamtflächen größere Flexibilität bei der Planung von Schulen und macht den Weg frei für die Umsetzung offener Formate wie Cluster oder Lernlandschaften.

Weg frei für innovativen Schulbau

Mit der Neufassung der Schulbaurichtlinie schafft das Land Rheinland-Pfalz die Rahmenbedingungen, um innovativen Schulbau nicht nur zu ermöglichen, sondern aktiv zu fördern. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Pädagogik. Denn, wie es Bildungsministerin Stefanie Hubig bei der Vorstellung der Schulbaurichtlinie in Mainz ausdrückte: „Das Lernen von Morgen kann nicht in Räumen von Gestern stattfinden.“