Modul 5: Moderation und Kommunikation
Pädagogik und Architektur sind die Themen einer Schulbauberatung – doch mindestens ebenso wichtig ist die Verbindung dieser beiden Themen und der Menschen im Prozess. Deshalb sind Kompetenzen in der Moderation und Kommunikation für Schulbauberater/innen zentral: Prozesse steuern, beraten, moderieren, Menschen einbinden und gemeinsam zu Ergebnissen führen – das waren die Themen, die im fünften Modul der Weiterbildung im Mittelpunkt standen.
Der Tag wurde eröffnet von Barbara Brokamp, Projektbereichsleitung Inklusion der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Als langjährige Prozessbegleiterin und Fortbildnerin im Bereich Inklusion stellte sie vor, wie Veränderungsprozesse in und mit Schulen partizipativ moderiert und gestaltet werden können. Dabei wies sie immer wieder auch auf die besondere Rolle hin, die Moderator/innen in solchen Prozessen einnehmen: Sie sind Teil des Prozesses und müssen sich gleichzeitig den Blick von außen bewahren, um jederzeit auf der Metaebene das Moderationsgeschehen, die Art der Kommunikation und den Gruppenprozess zu reflektieren.
Welche Grundregeln lassen sich ableiten, um eine effektive Zusammenarbeit zwischen Gruppe und Moderator/in zu gewährleisten? Welche Kompetenzen sind dazu nötig? Und wie können partizipative Prozesse ergebnisorientiert geführt werden? Diese Fragen standen im Mittelpunkt und wurden in verschiedenen Formen diskutiert und bearbeitet.
Wie die vorangegangenen Module, war auch dieses Modul in zwei Teile geteilt: Der Inputphase am Vormittag folgte eine interaktive Arbeitsphase am Nachmittag.
Vormittags wurden zwei Konzepte aus der Praxis zur Partizipation bei Schulbauprozessen vorgestellt: Michael Gräbener, Projektleiter im Amt für Schulentwicklung Köln, berichtete über das Mitwirkungskonzept der Bildungslandschaft Altstadt Nord in Köln. Anschließend präsentierten die Architekten Michael Zinner, schulRAUMkultur, und Roland Gruber, nonconform ideenwerkstatt, ihr entwickeltes Format der Vorortideenwerkstatt.
Die Voraussetzungen und Herausforderungen für eine gelingende Partizipation wurden im Anschluss durch verschiedene praxisbezogene, interaktive Aufgaben erarbeitet. Schwerpunkte waren hier die Frage, was eine „gute“ oder „schlechte“ Moderation ausmacht, wie Selbst- und Fremdbilder die Kommunikation beeinflussen und was Rollenklarheit und die Fähigkeit zur Selbstreflexion für den Prozess einer Schulbauberatung bedeuten.
nonconform ideenwerkstatt: Partizipative Planung vor Ort
Als abschließendes Modul der Weiterbildung Schulbauberater findet vom 17. bis 19. März 2016 eine Exkursion nach Südtirol statt.
Rainer Wischhusen, Architekt
Zu dem bereits im Modul 4 vorgestellten Mitwirkungsprozess der Bildungslandschaft Nord in Köln wurden im heutigen Seminar durch Michael Gräbener, Amt für Schulentwicklung, weitere Informationen und Eindrücke vermittelt.
Wichtig waren seine grundsätzlichen Anmerkungen zur Arbeitsweise der Pädagogen, die sich quasi in einer „Endlosschleife“ bewegen, während die Architekten mit sogenannten „Meilensteinen“ agieren.
Damit sind sehr treffend die polarisierenden Grundpositionen der am Partizipationsprozess beteiligten Personen beschrieben, die kooperativ, konstruktiv und innovativ zusammenarbeiten müssen.
Das ist sicherlich die besondere Herausforderung der Moderation, pädagogisches Denken + Empfinden mit architektonischen Strategien zur Erzeugung von Fakten in Form räumlicher Wirklichkeiten zielführend zu verbinden.
Sehr praxisbezogene und kurzweilige Beiträge zu Moderationen von Workshops lieferten Roland Gruber und Michael Zinner, schulRaumkultur und nonconform aus Österreich. Atmosphärisch hochwertige Beteiligungsprozesse als Intensivexkurs in 3 Tagen erzeugen offensichtlich gute „Raumrezepte“ mit hoher Identität.
Was bleibt ist die Frage, wie nachhaltig und wie gut diese maßgeschneiderten, in intensiven und basisorientierten Mitwirkungsprozessen erzeugten Ergebnisse wirklich sind:
Pädagogisch gestützte Raumkonzepte müssen flexibel und offen bleiben, denn Pädagogik ist gerade jetzt extrem „im Fluss“ und in Bewegung, während Architektur erstarrt und sich nicht mehr einfach verändern lässt, oder?
Thomas Werner, Pädagoge und Prozessbegleiter
Es ist zwar erst das nächste sechste Modul, das den Titel „Inklusion & Raum“ trägt, aber auch das aktuelle fünfte Modul am 27. Februar hatte viel mit inklusivem Denken und Handeln zu tun. Für mich beschreibt diese Überschrift treffend die Begegnung bzw. das Miteinander von Architektur und Pädagogik im Sinne der Schulbauberatung und öffnet gleichzeitig vielfältige Kanäle meiner Wahrnehmung auf verschiedenen Ebenen.
Unabhängig der Reflexion meiner eigenen Sichtweise, meiner Haltung im Umgang mit verschiedenen Menschen (hierzu fand ich die kleine Übung zum klischeehaften Denken über Architekten/Pädagogen gut) aus den unterschiedlichen Lebensbereichen und Professionen mit ihren jeweiligen Hintergründen, beinhaltet Inklusion & Raum für mich das gemeinsame visionäre Gestalten und Zusammen-wirken zur Entstehung von LebensRäumen für ALLE in der Lebenswelt Schule im Einklang mit einer inklusiven Kultur. Diese inklusive Kultur wurde für mich auch in der Kommunikation und Moderation in diesem 5. Modul nicht nur sichtbar, sondern auch erlebbar.
Ohne die einzelnen Tagesordnungspunkte werten zu wollen, hatte in meiner Wahrnehmung einen wesentlichen Anteil an der gelungenen Umsetzung der Thematik u.a. die Präsentation der „Ideenwerkstatt vor Ort“ von Michael Zinner und Roland Gruber in ihrer Authentizität. Sie bestätigte mich in meinen Gedanken, Vorstellungen, in meiner Überzeugung hinsichtlich der Umsetzung einer inklusiven Arbeitsform, Handlungsweise und gestalterischen Kultur. Werte wie Partizipation, Teilhabe, Freude, Vielfalt, Transparenz und Wertschätzung wurden für mich erlebbar, ja spürbar.
Von diesem Tag mitgenommen habe ich auch die Überzeugung bzw. Bestätigung für eine Moderation, in der ich die Anwesenden einbeziehe, mich ihnen zuwende, sie teilhaben lasse und sie wertschätzend behandle. Und wenn es mir dann noch gelingt, die Freude an meinem Tun zu transportieren und das Ziel nicht aus dem Auge zu verlieren, habe ich schon viel geschafft.
Rückblickend stelle ich fest, dass mir der Tag viele meiner bestehenden Sichtweisen und Überzeugungen bestätigt und bestärkt hat. Inklusion & Raum ist für mich ein Zusammenspiel, das nicht mit Widersprüchen behaftet sein muss. Bestärkt hat mich auch mein Gefühl, dass mir das gemeinsame Entwickeln von LebensRäumen unter einer bewussten Anwendung einer entsprechenden unterstützenden Kommunikation und Moderation einfach viel Spaß und Freude bereiten würde.
Abbildung: © Zinner/Gruber, nonconform