24. September 2015; Von: Barbara Pampe

Weiterbildung „Schulbauberater“ gestartet

Am 19. September war es soweit: Mit dem ersten Modul ist der zweite Rundgang der Weiterbildung Schulbauberater in Bonn gestartet.

Die Weiterbildung setzt sich aus 6 Modulen zusammen. Expertenvorträge aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Verwaltung, Partizipation, Moderation, Schulbauberatung, Pädagogik und Architektur bieten den Teilnehmer/innen verschiedene Einblicke in die unterschiedlichen Perspektiven. Ein besonderes Ziel der Weiterbildung ist es, den Dialog zwischen den verschiedenen Disziplinen zu ermöglichen und zu verstärken sowie eine Plattform für den Austausch zu bieten. Die Teilnehmer/innen sind über die 6 Module hinweg aufgefordert, zusammenzuarbeiten und die Arbeitsweise und Expertise der jeweils anderen Disziplin kennenzulernen. Eine wichtige Rolle spielen die Exkursionen, bei denen Pädagogik und Architektur gemeinsam erlebt, analysiert und diskutiert wird.

Zusammen mit den Teilnehmer/innen berichten wir hier im Blog über alle Module. Das nächste Modul findet am 26. Oktober 2015 statt.

Modul 1: Phase Null – Grundlagen und Praxis

Für das erste Modul waren zwei erfahrene Schulbauberaterteams eingeladen, den Teilnehmer/innen einen Blick in die Praxis zu ermöglichen, nachdem die Phase Null, ihre notwendigen Qualitäten und die notwendige Haltung für den Prozess durch die Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft vorgestellt wurde. Im Anschluss daran wurde über ein Speed-Dating und eine Aufgabe zur „Wunsch-Lerneinheit der Zukunft“ den Teams aus Pädagog/innen und Architekt/innen eine Plattform geschaffen, sich gegenseitig kennenzulernen und den Dialog zwischen den Disziplinen zu starten.

Schulbauberater

Friederike Holländer, Architektin

„Der für mich neue Begriff ‚Phase Null‘ hat sich mit Inhalten, Bildern und eigenen Erfahrungen verknüpft. Schulbauberater: ein neues Berufsbild. (Kulturagenten – ein neues Berufsbild.) Schulbauberater bauen keine Schule. Sie ermitteln die individuellen Grundlagen für einen Schulbau: Sie visualisieren ein pädagogisches Konzept verbunden mit daraus resultierenden Raumkonstellationen. (Kulturagenten entwickeln mit Schulen und Kulturinstitutionen auf die Situation der beiden Partner zugeschnittene Konzepte für kulturelle Bildung.) Schulbauberater ziehen alle Register, um die Schulgemeinschaft ‚ins Boot zu holen‘. Das klingt vertraut. Schulleiter sind wichtig. Schulprogramme auch, wenn sie ernstgemeint sind und fortgeschrieben werden. Schulentwicklung ist immer fragmentarisch: ein Widerspruch zum Bauen? Die Herausforderung für den Architekten? Schulbauberater treten im Tandem auf. (Kulturagenten arbeiten im Team mit kulturbeauftragten Lehrer_innen.) Schulbauberater begleiten Prozesse. Es ist im Zusammenhang mit Exkursionen zu ausgewählten Schulen von einer ‚Lernreise‘ die Rede – ein passendes Bild für eine gemeinsame Entwicklung.

Eine erste Übung: grüner Punkt/Architekt, gelber Punkt/Pädagoge erarbeiten gemeinsam die Wunsch-Lern-Einheit der Zukunft. Als Architektin gelabelt zu sein, fühlt sich nach vier Jahren als vermittelnde Agentin zwischen Schule und Kultur fast ungewohnt an. Aber es macht Spaß. Im Gespräch mit meinem pädagogischen Gegenüber visualisiere ich zunächst einen ganz konventionellen Schultag. Es entsteht ein Bewegungsdiagramm: Schule als Verkehrswegeplanung, Schleusenöffnungstaktung, Ebbe und Flut… Ist das unser Bild von der Schule der Zukunft? Wir entwickeln ein neues, vollkommen gegensätzliches Konzept: eine Parklandschaft mit verschlungenen Wegen und Wasserwegen, die sich überlagern. Es gibt Brücken, Inseln, Orte wie den Trinkbrunnen und die Arena, Info Kiosk, Pavillons… Eine Auenlandschaft statt eines regulierten Kanals. Eine Lernlandschaft, in der auf vielfältigen Wegen und Orten Unterschiedliches gleichzeitig passieren kann. Wir sind mit dem Ergebnis unserer Zusammenarbeit zufrieden. Auch wenn (und vielleicht gerade weil?) statt eines Diagramms ein Bild entstanden ist. Ich freue mich auf die nächsten Stationen der ‚Lernreise Schulbauberater‘.“

Dr. Petra Regina Moog, Pädagogin und Moderatorin

„Der Fortbildungssamstag bei der Montagstiftung führte sofort und ohne Umschweife zu einem tiefem und fundierten Eintauchen in das Thema Schulbau, das mir seit einiger Zeit sehr am Herzen liegt. Mitgenommen habe ich sehr viele interessante und bereichernde Gespräche mit Architekten, Lehrenden, Schule-Verwaltenden, Gebäudemanagern – um nur einige der anwesenden Profis zu nennen – die ich sonst nur einzeln, selten und oft unter Zeitdruck sprechen kann. In den gemeinsamen Gesprächsrunden, ob anmoderiert oder in den Pausen, waren mir die Perspektivwechsel durch die unterschiedlichen professionellen und persönlichen Sichtweisen am wichtigsten. Auch was das leibliche Wohl und die Atmosphäre anging, war die Lernumgebung einladend, vielfältig, anregend, gut vorbereitet und organisiert. Solche inspirierenden Lernorte wünsche ich mir für alle Schüler und Schülerinnen. 
Besonders gefreut habe ich mich nicht nur über die berufliche, sondern auch über die geografische Vielfalt der Fortbildungsgruppe, so dass auch durch den Blick über den Zaun ein voneinander Lernen möglich wäre. 
In Anlehnung an das afrikanische Sprichwort: ‚It takes a village to raise a child‘ nehme ich mit: Der (Um)Bau einer zukunftsfähigen, inklusiven, gesunden Schule bedarf eines multiprofessionellen Teams, das miteinander in fruchtbarem Austausch steht und die verschiedenen Perspektiven effizient verbindet.“

Weitere Infos: Projekt „Schulbauberater“ auf der Homepage der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft