Wie kam es zu der Entscheidung, einen Film zu drehen?
Unser Buch „Schulen planen und bauen“ wird von Menschen, die mit Schulbau zu tun haben, als sehr inspirierend empfunden. Gleichzeitig war aber für viele der Schritt zur konkreten Umsetzung der Phase Null noch nicht ganz greifbar. Wir wollten deshalb ein Medium, das das Konzept in die Praxis übersetzt. Da lag es nahe zu sagen: Wir zeigen die Phase Null „live“. Das Medium Film schafft eine ganz andere Durchdringung und kann die konkreten Erfahrungen und Anforderungen vor Ort unmittelbar transportieren.
Der Film dauert 149 Minuten – ganz schön lang, oder?
Für einen Prozess, der über mehrere Monate Menschen in verschiedenen Konstellationen zeigt, wie sie gemeinsam in der gegenseitigen Aushandlung ein Ergebnis erzielen, ist das eher kurz. Der Film soll ja genau das zeigen: Qualität braucht Zeit, Dialog und Expertise. Die Qualität des Ergebnisses lebt davon, wie ernsthaft, professionell und tiefgreifend hier die Ressourcen aller Beteiligten zugänglich gemacht und zusammengeführt werden. Das ist ein komplexer, reibungsvoller Prozess, den wir genau so auch abbilden wollen. Übrigens dachten wir vorher an einen 20-minütigen Beitrag – dass das nicht reicht, um aussagekräftig zu sein, ist uns dann schnell klar geworden.
Was wollen Sie mit dem Film erreichen?
Der Film soll dazu beitragen, die Qualität von Beteiligung im Schulbau zu transportieren und Menschen im Prozess mit ihren Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu stärken. Wir wollen einen solchen Prozess in seiner Gesamtheit greifbar machen, um zu zeigen: Beteiligung ist nicht einfach, aber sie funktioniert und sie lohnt sich – wenn sie gut moderiert ist. Der Film gibt exemplarisch Antworten darauf, welche Rollen und Aufgaben jede/r einzelne in einem solchen Prozess übernehmen kann.
Was ist das Beispielhafte an einem einzelnen, konkreten Prozess wie diesem?
Man erkennt das Muster der Qualität. Was es braucht, um Beteiligung zu einem Ergebnis zu führen. Dabei geht es um allgemeine Aspekte von guter Beteiligung, die in der Variation an jedem Ort zu hochwertigen Ergebnissen führen können. Die Konstanten sind: Zeit, Interesse, das Nutzen vieler Einzelkompetenzen – und die Akzeptanz, dass die eigenen Wünsche immer ein Beitrag, aber nicht das Ziel sind. Mit diesen Voraussetzungen und einer verantwortungsvollen Begleitung kann an jedem Ort ein individueller Phase-Null-Prozess erfolgreich gestaltet werden.
Kann man sich eine solche Phase Null leisten, ohne dass man bei einem Wettbewerb der Montag Stiftungen gewinnt?
Natürlich, das zeigen die vielen Beispiele von Kommunen, die das heute schon beauftragen. Eine seriöse Phase Null darf nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden, sondern als Investition in die Zukunft. Zeitaufwand und Kosten einer Phase Null sind, gemessen am Lebenszyklus und den damit verbundenen Kosten einer Schule, nicht hoch. Leistungsfähige Schulbauten sind an jedem Standort ein Faktor, der auf viele andere Bereiche einer Kommune oder eines Stadtteils wirken wird. Deshalb engagieren wir uns für diese Form der Phase Null – und raten dringend ab, aus Kostengründen eine verkürzte Alibi-Phase-Null mit Abhaklisten zu organisieren, die zu nicht belastbaren Ergebnissen führt und die im späteren Bau und Betrieb eines Schulbaus weitaus höhere Kosten verursachen kann.
Illustration: Stefan Eling, Köln