05. November 2015; Von: Barbara Pampe

Weiterbildung Schulbauberatung: Kompetenzen und Rolle von Schulbauberater/innen

Am 24. Oktober hat das zweite Modul der Weiterbildung „Schulbauberater“ in Bonn stattgefunden.
Schulbauberater

Modul 2: Kompetenzen und Rolle von Schulbauberater/innen

Im zweiten Modul standen die Teilnehmenden und ihre zukünftige Rolle als Schulbauberater/innen im Mittelpunkt. Nach impulsgebenden Erfahrungsberichten von Referenten aus der Bauverwaltung und aus der Schulleitung, die anhand eigener Phase Null-Projekte ihre Sicht auf die Rolle von Schulbauberater/innen darstellten, präsentierten sich die Teilnehmenden mit ihren Kompetenzen im Bereich Schulbau, Schulentwicklung und Moderation. Thematisiert wurden Kenntnisse und Erfahrungen, aber auch Fragen und Unsicherheiten in der Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Pädagogik und Architektur.

Neben ganz pragmatischen Fragen zur Auftragserteilung und -umsetzung stand dabei vor allem eine Frage immer wieder im Mittelpunkt: Wie gelingt eine Annäherung der so unterschiedlichen Fachdisziplinen Pädagogik und Architektur? Wie fließt das Wissen aus beiden Richtungen in den Beraterteams zusammen?

Unser Konzept einer „pädagogischen Architektur“ legt besonderen Wert darauf, dass in der Schulbauberatung nicht Architekt/innen zu Pädagog/innen und Pädagog/innen zu Architekt/innen werden sollen. Ganz im Gegenteil: Die Idee von gemischten Beraterteams liegt gerade darin, dass beide Seiten genau ihr jeweiliges Spezialwissen einbringen – und sich nicht umgekehrt beide das Wissen der jeweils anderen Disziplin aneignen.

Die hohe Fachlichkeit, die einen gemeinsamen Planungsprozess erfolgreich macht, kann nie von einer anderen als der jeweiligen Fachdisziplin eingebracht werden. Architekt/innen können und sollen keine Schulentwicklung lernen, Pädagog/innen können und sollen kein Spezialwissen in Bauphysik und Brandschutz entwickeln. Gerade die gegenseitige Ergänzung von Spezialist/innen in ihren jeweiligen Fachgebieten ermöglicht es im anspruchsvollen Prozess der Phase Null, eine belastbare Grundlage für einen leistungsfähigen Schulbau zu ermitteln.


Die Annäherung der verschiedenen Disziplinen erfordert vor allem, dass beide sich in ihren jeweiligen Fachsprachen und Perspektiven verstehen lernen, dass sie eine gemeinsame Basis für den Dialog finden. Das ist zum Beispiel im Handbuch „Schulen planen und bauen – Grundlagen und Prozesse“ beschrieben. Wie eine solche Verständigung aussehen kann, ist dort anhand von verschiedenen Begriffspaaren gezeigt, die jeweils aus beiden Perspektiven – Pädagogik und Architektur – beschrieben werden (S. 80-90).

Das Modul hat gezeigt, wie zentral die Frage der Rolle und Haltung von Schulbauberater/innen im Prozess ist. Ganz konkret wird das auch das nächste Modul mitbestimmen, wenn die Teilnehmenden zum ersten Mal auf einer Exkursion in die Niederlanden gemeinsam unterschiedliche Schulgebäude und pädagogische Konzepte anschauen, erleben und diskutieren werden.

Das nächste Modul findet am 19./20. November 2015 statt.

Wolff Stottele, Architekt

„Die von der Montag Stiftung ausgewählte Gruppe von TeilnehmerInnen der Fortbildung hat ein weitgefächertes Erfahrungsspektrum. Das war bei den Kurzpräsentationen im 2. Modul eindrucksvoll zu sehen. Erkenntnis im Workshop dieses Moduls: Pädagogen und Architekten benötigen verwandte Kernkompetenzen: Prozesskompetenz, analytisches Verständnis, Verständnis für die Wechselbeziehung zwischen Detail und dem Ganzen, Gelassenheit. Die einen benötigen diese Kompetenzen im Bildungsprozess, die anderen im Planungs- und Bauprozess. Und: beide arbeiten konstruktiv und zukunftsgerichtet.“

Thomas Wetzel, Pädagoge

„Jeder hat nicht nur seine Sicht auf Schule, sondern auch sein Ziel.“ Dies wurde deutlich, als über 30 Menschen sich selbst und ihre Arbeit in je 4-5 Minuten vorstellten. Der Austausch zu Haltungen, Rollen und Kompetenzen von Schulbauberaterteams ermöglichte mehr Verständnis für die Arbeit der anderen Profession. Doch bleiben (neue) Fragen im Raum: Phase Null? Qui bono? Was wäre „Phase minus Eins“? Ist die Schule der Zukunft noch an einem Ort in einem Gebäude(komplex)? Mit wem bewerbe ich mich als Schulbauberater-Team? Die Freude auf weitere Gespräche und die erste Exkursion ist groß. Es wird bestimmt eine „Klasse(n)Fahrt“ mit sehr interessanten Menschen.

Weitere Infos: Projekt „Schulbauberater“ auf der Homepage der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft

Illustration: Max von Bock