28. November 2017; Von: Barbara Pampe

Ausstellung: Lernräume gemeinsam planen

Eine sehenswerte Ausstellung und interaktive Werkstatt zum Thema Schulbauplanung in der Festung Franzensfeste in Südtirol.

Es lohnt sich, mal wieder nach Südtirol zu fahren. In der Festung Franzensfeste wird bis zum 1. April 2018 eine Ausstellung zum Thema „Lernräume gemeinsam gestalten – progettare scuole insieme“ der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen gezeigt.

Es ist keine gewöhnliche Ausstellung. Die Kurator/innen Beate Weyland (Professorin für Allgemeine Didaktik), Kuno Prey (Professor für Produktdesign) und Paolo Bellenzier (Architekt) haben eine Ausstellung konzipiert, die auf der einen Seite einen Einblick in den gemeinsamen Planungsprozess im Schulbau gibt und gleichzeitig eine Werkstatt darstellt, die alle am Schulbau Beteiligten (Pädagog/innen, Verwaltung, Schule und Planer/innen) einlädt, vor Ort Workshops durchzuführen. Jeder Raum stellt eine Etappe in dem partizipativen Prozess mit allen Beteiligten dar. Grundlage ist das Verständnis, dass die Gestaltung von Räumen die Umsetzung pädagogischer Konzepte unterstützt. Es geht nicht nur darum, ein Raumprogramm für irgendein Gebäude zu entwickeln – es geht darum, die Zukunft zu entwerfen, einen lebendigen Ort der Begegnung und des Lernens für junge Menschen zu schaffen und die Rolle der Schule im Alltagsleben neu zu denken.

Pädagogisches Raumkonzept in den Schulbaurichtlinien

Interessant ist, dass in den Schulbaurichtlinien der Provinz Bozen von 2009 festgeschrieben ist, dass vor dem Beginn der Planung einer Sanierung, einer Erweiterung oder eines Neubaus ein Organisationskonzept zu entwickeln ist, in das pädagogische Überlegungen und die Entwicklungsdaten der Schulen einfließen müssen. Damit ist seitens des Landes eine Phase Null bei jedem Schul(um)bau gefordert.

Wie und mit wem der Prozess durchzuführen ist, geben die Richtlinien nicht vor. Da kann die Ausstellung Hinweise und Unterstützung bieten. Der Parcours lädt Schulgemeinschaften, Architekt/innen und Verwaltung ein, sich auf einen gemeinsamen Prozess einzulassen.

Ausstellungskonzept

Die Ausstellung veranschaulicht in zehn Räumen bzw. Etappen, wie eine gemeinsame Schulentwicklung als Vorlauf zu einem Planungsprozess im Schulbau aussehen kann. Der erste Raum Lernräume gemeinsam planen legt den Fokus auf das Miteinander, die Verantwortung und den Dialog der beiden Disziplinen Architektur und Pädagogik. Im zweiten Raum So nicht! … wird klar und deutlich gemacht, welches Verständnis von Pädagogik Grundvoraussetzung ist. Wünsche für die Schule von morgen dürfen im dritten Raum Raum der Wünsche aufgeschrieben werden. Im vierten Raum Mens sana in corpore sano wird die Frage gestellt: „Welchen Körper hat die Schule?“. Es geht um Schnittstellen zwischen Architektur und Pädagogik in der Planung von Schulgebäuden, die anhand von internationalen Beispielen und dem Vergleich der Schule mit einem Körper dargestellt werden. Der fünfte Raum Träume und Visionen bietet die Möglichkeit zu träumen: In einem dunklen Raum wird man aufgefordert, die Augen zu schließen, durch seine Schule zu wandeln und dabei bewusst die Sinneswahrnehmungen nachzuvollziehen und zu hinterfragen. Im anschließenden Raum Bilder und Gefühle werden die Wahrnehmungen und Eindrücke durch Bilder, Begriffe, Skizzen und Farben festgehalten, die dann im siebten Raum Modellbau in dreidimensionale Modelle übersetzt werden. Um Beziehungen zwischen Räumen und Umgebungen zu definieren, werden im achten Raum Funktionsschemen unterschiedliche Organisationsmodelle von Schule vorgestellt. Im neunten Raum Gute Beispiele in Südtirol wird anhand eines audiovisuellen Parcours Bildungsbauten aus Südtirol gezeigt, die in einem guten Dialog zwischen Pädagogik und Architektur entstanden sind. Die Ausstellung schließt mit einem zehnten und letzten Raum Ergebnisse ab, in dem man weiterführende Literatur zum Thema studieren und sich noch einmal besinnen kann, was man für sein Schulbauprojekt mitnimmt.

Raum für Workshops

Die Ausstellung bietet Raum für Inspiration und gemeinsame Workshops. Ein begleitender zweisprachiger Ausstellungskatalog gibt ergänzend Hinweise zur Benutzung der Räume und der bereitgestellten Materialien. Es geht nicht nur ums Lesen und Wahrnehmen, sondern auch ums Tun. Diese Ausstellung soll vermitteln, inspirieren, aber auch zum Handeln und Verhandeln anregen. Dazu sind informative Tafeln mit Bildern, Grafiken und Texten zwischen Gerüstkonstruktionen gehängt und werden je nach Thema des Raums durch Basteltische, Monitore, Kleiderständer und andere Objekte zum Thema Schule ergänzt. Die gestalterische Konzeption passt gut zum Thema und dem denkmalgeschützten Ort, an dem nichts an den Wänden befestigt werden kann.

Diese Werkstatt-Ausstellung ist eine Reise wert!